Siegfried Lenz Preis für Amos Oz

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Jenny und ich im Gespräch mit Amos Oz

Letzten Freitag wurde im Hamburger Rathaus der Siegfried Lenz Preis zum ersten Mal vergeben. Preisträger war Amos Oz, ein israelischer Literat. Seine Geschichten sind die Geschichte des jungen Landes Israel und seiner Bewohner wunderbar verflochten mit Familienschicksalen und Sagen. Ich habe ein paar seiner Bücher verschlungen. So hat Amos Oz mir als Einwanderer in Israel meine neue Heimat ein weiteres Mal geschenkt.

https://www.achgut.com/artikel/amos_oz_und_die_zwei_staaten

(Anmerkung aus dem Jahre 2020: Mit Achgut will ich nichts mehr zu tun haben. Das war damals noch eine andere Platform)

Heimat Israel

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Letzte Woche trafen wir ein Paar aus dem deutschsprachigen Raum, die in Jerusalem gerade Urlaub gemacht haben. Sie wollten uns treffen, weil sie sich mit Fragen zu Heimat und Israel herumplagten. Das wusste ich vorher nicht, als Spezialist für solche Fragen würde ich mich auch nicht bezeichnen, und ich hatte diese Menschen noch nie im Leben gesehen. Aber ein nettes Abendessen ist Grund genug, sich zu treffen. Den Kontakt hat meine Frau über Facebook gemacht.
Nach genug Falafel, Schischlik und Hummus liess er die Katze aus dem Sack. Israel wäre für ihn Heimat, nur leider nicht für seine Frau und er sei auch weder Araber noch Jude. Ein Dilemma gradezu. Weder seine Frau noch der Staat Israel können seine Heimatgefühle nachvollziehen oder gar unterstützen.
Ich kann sein Gefühl sehr gut nachfühlen. Israel war und ist meine erste Heimat, auch wenn es nicht mein erstes Zuhause war. Heimat ist ein sehr deutsches Wort und wohl auch deutsches Problem. Vielleicht liegt es daran, dass Deutschland als Durchwanderungsland mitten in Europa einen Heimatsknacks entwickeln musste über die Jahrhunderte. Die Pfalz etwa wurde in den letzten 2000 Jahren etwa sechs mal komplett ent- und wieder bevölkert. Heimatschutzvereine sind in der Pfalz trotz nicht vorhandener Urpfälzer an der Tagesordnung.
Etwas als „seine Heimat“ zu bezeichnen, hat nicht nur grammatikalisch eine Besitzergreifung inne. Daher ist es schon etwas forsch, ein eigentlich fremdes Land als Heimat zu bezeichnen. Vier mal war er insgesamt hier im Urlaub, zwei Mal mit Frau. Ich unterstellte ihm, dass dieses Heimatgefühl für Israel nichts als eine kleine Liebesromanze ist, die ihm sein Heimatland verzeihen wird. Länder sind da toleranter als Ehefrauen. Seine Frau nickte bedeutend.
In der DDR geboren, in Hamburg eingeschult, fünf Jahre in einem Pfälzer Kaff und dann 10 Jahre im Elsass haben mich Heimatlos zurückgelassen. Als ich dann mit 20 nach Israel gekommen bin, um ein knappes Jahr als Freiwilliger in einem Kibbutz zu arbeiten, kam ich nach Deutschland mit Sehnsüchten zurück, die noch 15 Jahre ihren Weg finden mussten, bis ich Israel zu meiner Heimat und meinem Zuhause gemacht habe. Eine Laune nur ist dieses Heimatsgefühl für mich also nicht.
Ich wohne also mit meiner kleinen Familie in Jerusalem und hier bricht gerade die dritte Intifada aus. Die guten und noch schlechteren Ratschläge, die Freunde und Feinde aus dem Ausland für unser Land, meine Heimat haben, empfinde ich daher als persönlich unangenehm. Ratschläge sind auch Schläge, ist ein geflügeltes Wort. Ich hoffe, dass ich nicht zu doll eingeschlagen habe auf das freundliche Paar, das mit uns Falafel, Schischlik und Hummus in Jerusalem gegessen hat.

HoGeSa und Heute-Show

Es ist mir peinlich: Samstag Abend haben meine Frau und ich in der ZDF Mediathek die „Heute-Show“ vom 31.10.14 gesehen. Unwitzigkeit kennt keine Grenzen und wenn die Show sich anstelle von aus Zwangsgebühren aus Publikumslachern finanzieren müsste, wie es bei einem Kabarett in Barcelona gerade ausprobiert wird, dann wäre die Sendung wahrscheinlich schon längst abgesetzt.
Das Thema der Woche sind die Knallköppe, die sich HoGeSa (Hooligans gegen Salafisten) nennen. Natürlich nimmt sich die Show dem an, da es ausschließlich dankenswert beknackte Menschen in diesen „Demos“ gibt, die man bloßstellen kann. So weit so erwartbar. Womit ich aber nicht gerechnet habe, ist der beißende Spott, den die Salafisten im Speziellen und Moslems im Allgemeinen in dem Beitrag abbekommen haben. Da sagt doch tatsächlich einer: „Jede Religion hat ein Recht darauf, von Profis fachgerecht verarscht zu werden“. Und wem das nicht gefällt, dem wird der Abschaltknopf auf der Fernbedienung als Lösung nahegelegt. Ich konnte den HoGeSa-Idioten bisher nichts positives abgewinnen, aber wenn die es den Satirikern ermöglichen, über sie und die Salafisten gleichzeitig zu spotten, dann haben sie ja doch einen Zweck.
Juden nehmen eine so ernste Sache wie das Verarschen unserer Religion selbst in die Hand. Wir brauchen dafür keine „Heute-Show“ und auch keinen Dieter Nuhr. Vielleicht schaffen die Moslems das auch eines Tages.