Gut Schabbes Selfie – Va’etchanan

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Diesen Schabbat lesen wir den Torahabschnitt Va’etchanan. Darin werden die Zehn Gebote wiederholt und wir lesen die Aufforderung, Gebetsriemen anzulegen und an unsere Türen eine Mesusa anzubringen. Letztere ist eine kleine Pergamentrolle mit dem wichtigsten Gebet im Judentum, dem Schma, das auch in diesem Wochenabschnitt steht. Diese Rolle wird in eine hübsche Hülle gesteckt und leicht angewinkelt an den rechten Türrahmen angebracht.
Das Schma und die Zehn Gebote sind so etwas wie die Quintessenz des Judentums. Alles, was uns wichtig ist, in wenige, prägnante Sätze verpackt.
Mein Leben ist auch gerade verpackt in Kisten, Taschen und Boxen. Meine kleine Familie und ich ziehen am Montag in ein neues Zuhause im Zentrum Israels. Ich bin traurig, dass wir Jerusalem verlassen, bin unpassenderweise auch noch erkältet und gestern hat sich ein alter Freund von mir entschlossen, sein Leben nicht mehr weiter zu leben. Zusammenfassend kann man sagen: Es geht mir nicht so gut.
Aber nächste Woche werde ich auch wieder eine Mesusa an unserer neuen Tür anbringen und wie jeden Tag Gebetsriemen anlegen und mich hoffentlich wieder freuen daran. Aber am meisten freue ich mich auf den Schabbat heute Abend. Eine Auszeit in der Umzugshektik, Essen bei Freunden, eine Chance für mich, wieder gesund zu werden und auch emotionale Ruhe, meinem alten Freund zu gedenken.

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Tischa Be’Av in Jerusalem

Heute Morgen war ich mit meiner Gemeinde auf einem Aussentermin. Heute ist Tischa Be’Av, ein Trauer- und Fasttag, an dem wir der Zerstörung des ersten und des zweiten Tempels gedenken. Daher haben wir für das Morgengebet einen Ort gewählt, von dem aus man die Jerusalemer Altstadt überblickt und eine Perspektive hat, so dass man zuvorderst den „Har HaBayit“, also den Tempelberg sieht.
Tischa Be’Av ist so traurig, dass man sich nicht mal gegenseitig grüßt und die Geschichten, die man sich als Teil des Abend- und Morgengebetes gegenseitig vorliest, stellen Stephen Kings Bücher an Grausamkeit locker in den Schatten. Dabei vergeht einem der Appetit. Kein Wunder, dass das ein Fasttag ist. Zom kal! (Habt ein einfaches Fasten!)11794543_905079222887201_4258832914040606480_o

Gut Schabbes Selfie – Black Sabbath

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Nur noch zwei Tage, bis die „Drei Wochen“ vorbei sind. Drei Wochen, in denen man sich nicht rasieren darf, keine Musik hören und kein Fleisch essen. In der letzten Woche, quasi als Steigerung, darf man nicht mal Wäsche waschen (ausser für Kinder). Bin ich froh, dass ich einen langsamen Bartwuchs habe, sonst sähe ich jetzt aus wie ein Waldschrat.
Dieser Schabbat ist der Schabbat vor Tischa BeAv und wird daher auch der „Schwarze Schabbat“ genannt. Auf Englisch also „Black Sabbath“, da drängte sich das Motiv mit Ozzy Osbourne und seiner Band geradezu auf. Es gibt auch einen „Weissen Schabbat“, der Schabbat vor Yom Kippur. Beide haben gemein, dass man sich noch mal den Bauch so richtig voll schlagen kann, bevor man danach dann 26 Stunden lang fasten muss, dieses Jahr sogar direkt im Anschluss an Schabbat. Was sage ich: Man fängt schon in den letzten Stunden des Schabbat damit an!
Wir fasten diesen Sonntag am Tischa BeAv, um in Trauer der Zerstörung des ersten und des zweiten Tempels zu gedenken. Aber jedem Ende wohnt ein Anfang inne. Daher passt es ganz gut, dass unser Wochenabschnitt der Beginn des Fünften Buch Mose ist, auch „Devarim“ genannt. Moses, der wusste, dass er bald sterben wird, wiederholt noch mal alles, was G-tt ihm aufgetragen hat für das Volk Israel, damit sie nach ihm selbständig das Land Israel besiedeln können.
In meinem Leben ging kürzlich auch etwas zu Ende und etwas neues beginnt. Und es hat auch mit Verlust, Neuanfang, Jerusalem und Besiedelung des Landes Israel zu tun: Meine kleine Familie und ich, wir werden in der nächsten Woche unsere Wohnung in Jerusalem verlassen und sind sehr traurig darüber. Jerusalem ist wahrlich die schönste Stadt der Welt. Aber der Neuanfang wird in Ra’anana sein, einer schönen Stadt nördlich von Tel Aviv. Und wir freuen uns auf einen neuen, spannenden Abschnitt in unserem Leben.
Und auf laute Musik (aber nicht Black Sabbath), saftige Steaks und einen frisch rasierten Bart ab Montag!

Gut Schabbes!11782244_904225969639193_7650353572652288562_o

Gut Schabbes Selfie – Mattot und Massei

Gut Shabbes Selfie

Heute gibt es ein klassisches Selfie-Foto zum Schabbat. Ich sehe darauf ziemlich fertig aus, denn wir sind heute morgen um sechs nach einem Nachtflug wieder aus Deutschland zurück gekommen.

Der heutige Wochenabschnitt ist ein doppelter (Mattot und Massei) und es geht unter anderem um „neder“. Und das passt doch gut zur „Gut-Schabbes-Selfie“ Rubrik hier: Ich hatte mir ehrlich, wirklich ganz dolle fest vorgenommen, jeden Freitag ein Foto zu posten, aber ich bin nicht immer dazu gekommen. G-ttseidank habe ich beim ersten dieser Selfies „immer mal wieder“ anstatt von „jeden Freitag“ versprochen. Auf hebräisch sagt man dazu „bli neder“, also ohne neder. Für das Wort neder gibt es keine genaue Übersetzung. Am ehesten heisst es Versprechen oder Schwur.

Also: Ich schwöre, bli neder, nächste Woche gibt es wieder ein Selfie von mir mit längerem Bart (wegen Tisha Be’av, dazu nächste Woche mehr. Bli neder).

Gut Shabbes, wieder aus Jerusalem!11753263_901077143287409_5922620854408754127_n

Gut Schabbes Selfie – Milka

Endlich komme ich wieder dazu: Ein „Gut Shabbes Selfie“. Wir sind gerade in Deutschland zu Besuch und hier gibt es an jeder Ecke günstig und gut und dennoch koscher (Chalav Nochri) Milka-Schokolade!
So süss wie sie ist unser Wochenabschnitt aber nicht. Es geht um die Musterung von wehrfähigen Männern und handelt von den Tier- und Speiseopfern für die vielen Feiertage, Neumondstage und Schabbate. Im besten Fall eine eher dröge Lektüre mit vielen Zahlen und Abfolgen von nur gering abweichenden Wiederholungen von Beschreibungen und Aufzählungen.
Die Schokoladenseite des Abschnitts ist aber die Stelle, die von Milka und ihren Schwestern erzählt. Sie hiessen Machlah, Noah, Choglah und Thirzah. Sie waren die Töchter Zelophchads, hatten keinen Bruder und sollten daher bei der Verteilung des Erbes übergangen werden. Sie begehrten auf, gingen zu Mosche und er brachte ihr Anliegen vor G-tt. Mit Erfolg! Sie bekamen ihren gerechten Anteil. Sie waren wohl die ersten Feministinnen der Geschichte.
Ich wünsche euch einen süßen Schabbat, der hier in Hamburg erst gegen Mitternacht zu Ende geht. Da bleibt viel Zeit über Milka und ihre Schwestern nachzudenken und vielleicht auch mal ein Stück Schokolade zu naschen! Aus rein religiösen Gründen, versteht sich.

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