Gut-Schabbes-Selfie?
Heute ist Schabbat „Bereschit“. Die Torah fängt an mit: „Am Anfang schuf G-tt den Himmel und die Erde. Und die Erde war öde und wüst.“ Öde und wüst ist die Übersetzung von „Tohu vabohu“. Ein Tohuwabohu haben wir zur Zeit auch in Israel. Ich stehe auf dieser Erde und meine Arme strecke ich gen Himmel, von dort erhoffe ich mir eine Lösung, keine Erlösung. Denn eine eigene Idee habe ich leider nicht.
Wir fühlen uns nicht sicher. Die Messerattacken, Steinwürfe auf fahrende Autos und andere hinterhältige Angriffe finden überall im Land statt. Nicht nur an irgend welchen sogenannten „Brennpunkten“. Hier in Ra’anana konnte ein Attentäter festgenommen werden, bevor er aktiv wurde. Wir sind also auch hier nicht sicher.
Gestern haben wir online die Tagesschau gesehen. Der FIFA Skandal war natürlich wichtiger, aber auch über die Situation hier in Israel wurde berichtet. Geschlossen hat die Sprecherin den Beitrag damit, dass die Anzahl der Toten unter den Israelis vier und unter den Palästinensern sechs wäre.
Ich hätte ihr am liebsten ins Gesicht gekotzt. Diese Aufrechnung ist beschämend. Die toten Angreifer, die ihren Tod selbst verantworten und teilweise in Notwehr getötet wurden, wurden mit wahllosen Opfern verrechnet, die nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Das ist so, als würde man sagen: „An der Vergewaltigung waren fünf Männer und zwei Frauen beteiligt.“ Hallo? Ausserdem waren manche der toten Palästinenser auch Israelis. Hätten sie richtigerweise „Juden“ und „Araber“ gesagt, dann hätten sie sich selbst entlarvt.
Die Menschen hier sind vergleichsweise ruhig. In den sozialen Netzen kursieren Videos, wie man sich gegen eine Messerattacke wehrt, wie man einem Opfer einer solchen Attacke Erste Hilfe leistet und wie man den Notruf wählt.
Muslime verbreiten aber Videos, die Tipps geben, wie man einen Juden (hier sind sie ehrlicher als die Tagesschau) meuchelt. Ich habe mir so ein Video angesehen: ekelhaft. Die feige Tat wird heroisiert und der Hinterhalt idealisiert. Die geschauspielerten Opfer in dem Video waren tanzende, unbewaffnete Juden!
Heute ist auch ein Jude durchgedreht. Er hat in Dimona unschuldige Araber mit einem Messer angegriffen und verletzt. Ich habe noch keine Tagesschau gesehen, aber ich denke, dass wenn darüber berichtet wird, wird genauer differenziert zwischen Aggressor und Opfer.
„G-tt nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte Er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen. Der erste Tag“
Schabbat Schalom!
