ZPS: Jenny und Eliyah in den Medien

Die Aktion des Zentrums für Politische Schönheit, für die sie (angeblich?) Asche von Holocaust-Opfern in einer Skulptur vor dem Reichstag in Berlin und an anderen Orten ausgestellt haben, hat viel Widerspruch geerntet. Auch von uns.

Unabhängig voneinander wurden wir von Journalistinnen angesprochen und interviewt. Hier findet ihr die Ergebnisse:

Jenny bei noizz.de, interviewt von Katharina Kunert.

Eliyah bei jetzt.de (Süddeutsche Zeitung), interviewt von Nadja Schlüter.

Andere Zeitungen wie die etwa die Jüdische Allgemeine haben auch Tweets von uns zitiert.

Wir sind dankbar, dass unsere Stimmen gehört wurden. Diese Aktion des ZPS hat mehr Schaden verursacht, als den Initiatoren bewusst war. Die Scherben aufzusammeln obliegt jetzt leider Menschen wie uns.

Rabbi Lord Jonathan Sacks erklärt Populismus – must read!

Am Schabbat in der Synagoge liegt oft ein Heft aus mit dem Titel „Torah Tidbits„. Es ist eine Sammlung von Texten verschiedener Rabbiner und anderen Autoren und Autorinnen, die sich mit dem Torah-Wochenabschnitt beschäftigen. Diese Woche war es der Abschnitt „Korach“.

Wenn ich das Heft in die Hand bekomme, dann lese ich immer als erstes und oft auch als einziges den Text von Rabbi Lord Jonathan Sacks. Er ist ein scharfer Denker, schreibt eindringlich und verständlich und schafft es jede Woche, das Thema des Wochenabschnitts mit aktuellen Ereignissen oder weltlichen Dingen in Einklang zu bringen. Er wurde ganz zu Recht zum Lord ernannt und trägt diesen Titel an zweiter Stelle nach dem „Rabbi“. Auch das ist richtig.

Diese Woche geht es um die Geschichte Korachs. Kurz zusammengefasst passiert folgendes:

Die Spione, die ins Gelobte Land Israel geschickt werden, kommen mit schlechten Nachrichten zurück: Das Land sei bewohnt von Riesen und uneinnehmbar. Das Versprechen G’ttes, dieses Land den Israeliten zu geben, scheint nicht einlösbar. Als Reaktion auf die Spione verdonnert G’tt die Israeliten zu 40 Jahren Wanderschaft durch die Wüste und bis auf wenige Ausnahmen darf niemand das Gelobte Land sehen. Erst die nächste Generation wird dort leben können.

Die Leute sind sauer. Der Auszug aus Ägypten mutet wie ein Schuss ins eigene Knie an. Korach und seine Gefolgsleute klagen und greifen Moses direkt an. Warum hat er seinen Bruder Aaron zum Hohepriester gemacht und überhaupt die wichtigsten Positionen an seine Familie verteilt? Das ist doch Vetternwirtschaft par excellence!

Moses wehrt sich und verweist auf den Willen G’ttes. Er erbittet ein Wunder, das auch geschieht: Korach und seine Leute werden vom Erdboden verschluckt. Aber hat Moses gewonnen?

Rabbi Lord Sacks hat eine interessante Sichtweise darauf. Er nennt Korach den „Ersten Populisten“ und beschreibt sehr genau, was Populismus ist und warum Moses falsch reagiert hat. Korach vs. Moses war nicht Schwarz vs. Weiss. Und die Populisten heute haben mit ihren Vorwürfen auch nicht nur unrecht. Wie man damit umgeht, beziehungsweise, wie man damit nicht umgeht, das kann man von Rabbi Sacks und der Torah lernen. Aber lest selbst:

The story of Korach has much to teach us about one of the most disturbing phenomena of our time: the rise of populism in contemporary politics. Korach was a populist, one of the first in recorded history – and populism has re-emerged in the West, as it did in the 1930s, posing great danger to the future of freedom.

Populism is the politics of anger. It makes its appearance when there is widespread discontent with political leaders, when people feel that heads of institutions are working in their own interest rather than that of the general public, when there is a widespread loss of trust and a breakdown of the sense of the common good.

People come to feel that the distribution of rewards is unfair: a few gain disproportionately and the many stay static or lose. There is also a feeling that the country they once knew has been taken away from them, whether because of the undermining of traditional values or because of large scale immigration.

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Morddrohungen gegen Michaela (ex-MdB)

Wir haben Michaela 2016 kennengelernt, als sie mit einer Delegation von Bundestagsabgeordneten in Israel zu Besuch war. Ihre offene Art, ihr verschmitztes Lächeln und ihre klaren Positionen haben uns beide beeindruckt.

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Michaela Engelmeier, Jenny Havemann, Katharina Kunert, Eliyah Havemann (v.l.)

Sie ist eine Politikerin, wie man sie sich wünscht: Sie ist Sportpolitikerin mit einer eigenen Sportlerkarriere (Mitglied der Judo Nationalmannschaft und heute Vizepräsidentin des DJB), die als Quereinsteigerin mit einer Portion Glück und viel ehrlichem Enthusiasmus 20

13 den Sprung ins Deutsche Parlament geschafft hat. Sie stammt nicht aus einem Parteikader, ist keine Industrielle mit Eigeninteressen oder Aufsichtsratsposten und ihre beiden Nebenjobs während ihrer Zeit als MdB sind allesamt 100% ehrenamtlich ohne Zuwendungen oder Aufwandsentschädigungen. Sie hat es sich auch nicht bequem gemacht als Hinterbänklerin, sondern sie hat Politik gestaltet. Sie war viel unterwegs, hat wichtige internationale Beziehungen für den Deutschen Sport geknüpft und das Wahlprogramm der SPD im Wahlkampf 2017 trägt in Teilen auch ihre Handschrift.

Und sie ist eine Freundin Israels. Das ist in der SPD leider keine leichte Sache, wenn Spitzenpolitiker wie Schulz die Brunnenvergifterlegende des Palästinenserpräsidenten Abbas „inspirierend“ findet und Sigmar Gabriel den selben Mann als Freund bezeichnetund Steinmeier Kränze für den Terroristen Arafat niederlegt. Aber sie liess sich nicht beirren, hat nie aus falschen Erwägungen mit ihrer Meinung hinter dem Berg gehalten und hat auch uns bei ihrem Besuch 2017 im Café Hamburg mit klaren Positionen zur Nahostpolitik ihrer eigenen Partei überrascht.

War das der Grund, warum sie in ihrem Wahlkreis keinen Listenplatz ergattert hat, der ihr den Wiedereinzug in das Parlament ermöglicht hätte? Immerhin war sie das Gesicht ihres Wahlkreises und musste sich zweitplatziert als Direktkandidatin dem CDU-Mann geschlagen geben.

Das Wahlergebnis war für sie eine herbe Enttäuschung. Nicht nur persönlich, nicht nur, weil ihre SPD so schlecht abgeschnitten hat, sondern vor allem auch, weil die rechtsradikale AfD mit Positionen, die den ihren diametral entgegen stehen auch in ihrem eigenen Wahlkreis zweistellig war. Vor der Kamera von Journalisten befragt, war sie den Tränen nahe. Sie ist eben ein Mensch. Kein Parteifunktionär, der funktioniert.

Die AfD Anhänger überschütteten sie daraufhin mit bitterer Häme. Doch nicht nur das, sie ist echten Morddrohungen ausgesetzt. Drohungen, die die Polizei sehr ernst nimmt.

Schon während ihrer Zeit im Bundestag war sie mit Hass konfrontiert. Vor allem aus den sozialen Netzwerken wurde sie tagtäglich attackiert. Sie hielt daher das NetzDG für eine gute Idee, auch wenn es nur ein Strohhalm war, an dem sie sich festgehalten hat.

Der Hass ist aus den Sozialen Netzen ausgebrochen und sitzt in Fraktionsstärke im Bundestag.

Und Michaela sitzt vor einem Scherbenhaufen. Wir haben sie als Kämpferin und starken Menschen kennengelernt. Sie wird die Scherben wieder zusammenkehren und weitermachen.

Wir hoffen, dass ehrliche Politiker in Zukunft auch dann erfolgreich sind, wenn sie wie Michaela ehrlich gegen Rassismus, Antisemitismus und Hass aufstehen und nicht nur, wenn sie ganz ehrlich ihrem Hass freien Lauf lassen und dann als AfD Abgeordneter die Hinterbänke im Parlament vollpupsen.

Michaela, wir wünschen Dir für die Zukunft das Beste!

Jenny&Eliyah Havemann

#WeRemember

Wir haben beide große Teile unserer Familien im Holocaust verloren. Am 27. Januar ist der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, an dem nicht nur wir, die wir täglich damit leben müssen, dass wir Nachkommen von Überlebenden dieses Hinmordens unserer Familien sind, sondern auf der ganzen Welt Menschen den Opfern dieses Menschheitsverbrechens gedenken. Danke!

In Zeiten von wachsendem Islamismus weltweit, Höck’schem Geschichtsrevisionismus in Deutschland, Erstarken der Rechten in Europa und Übersee und generell wachsender Judenfeindlichkeit und mörderischem Antizionismus, ist das Erinnern auch heute und besonders heute so wichtig.

Die letzten Zeitzeugen werden bald von uns gegangen sein und wir werden ihren Platz in der Erinnerungsarbeit übernehmen müssen. Wir, die wir entweder ohne Großeltern und mit vom Morden fürs Leben gezeichneten Eltern und Großeltern aufgewachsen sind, müssen die Erinnerung an unsere Kinder weitertragen. Denn bald müssen auch sie in die Welt schreien: #WeRemember

Klicks von Rechts

weltdefbshares
wow, fast Viertausend Facebook Interaktionen!

Mein Artikel in der WELT von gestern hatte keinen prominenten Platz auf der WELT Startseite und hat trotzdem bis heute schon fast Viertausend Facebook Interaktionen provoziert. Das ist echt eine ganze Menge!

Es liegt in der Natur der Sache, dass manche davon auch aus der rechten Ecke stammen. Darunter sind einige AfD-Seiten und die Nazi-Facebook-Gruppe „Widerstand Dresden„, die ihn geteilt haben.

Ich habe mir die Kommentare in ein paar AfD-Landesgruppen Facebook Seiten zu meinem Artikel angetan. Dazu kann ich nur sagen: Wer hat euch denn ins Gehirn geschissen???

Hier eine klare Message an Euch: Ihr Scheisstypen seid einem Trojanischem Pferd aufgesessen. Ich habe den Text geschrieben, weil ich Eure Unterscheidung zwischen „uns“ und „die“ zum Kotzen finde. Ich habe den Pragmatismus des Profiling hervorgehoben und die positiven Effekte auf das Zusammenleben zwischen etwa Muslimen und Nichtmuslimen. Ich rede das Wort für ein gutes Zusammenleben unter der Bedrohungslage von islamistischem Terror. Ich will mit Muslimen als Mitmenschen in Frieden leben, ihr wollt die Muslime loswerden. Wenn eine von euch Knallchargen sich auf mich berufen sollte, wenn es um die Einführung ethnisches Profilings geht, dann werde ich der erste sein, der lautstark dagegen sein wird!

So. Genug Fäkalausdrücke für dieses Jahr. Das Kontingent ist aufgebraucht. Und überrascht bin ich ehrlich gesagt auch nicht darüber. Aber wer Angst hat, Applaus von der falschen Seite zu bekommen, sollte einfach die Klappe halten. Das weiss inzwischen sogar die Wagenknecht von der PDS. Ich will nicht, dass ethnisches Profiling von den Falschen aus den falschen Gründen gemacht wird, sondern aus den richtigen Gründen, wenn es unausweichlich wird. Daher habe ich mich auch gefreut über die Kommentare unter den Artikel, die warnten vor dem Profiling mit Hinweis auf die jüngere Deutsche Geschichte. Solche Massnahmen dürfen eben nicht unreflektiert und fahrlässig eingeführt werden und müssen diskutiert werden.

Einen Fäkalausdruck habe ich mir noch aufgehoben für die „Widerstand Dresden“ Nazis:

„Steckst’n Finger in Po und…. Dresden!“

Nach München: Ist ethnisches Profiling eine gute Idee?

polizei münchen twitter
Mitgefühl ist wichtig, aber keine Lösung

Das Einkaufszentrum „Malcha“ liegt im Süden der Stadt. Nebenan ist der Bahnhof, von dort kann man mit dem Bummelzug nach Tel Aviv fahren. Malcha ist das größte Einkaufszentrum Jerusalems.
Ich bin öfter mal hier. Einkaufen im hiesigen heissen Klima ist in klimatisierten Einkaufszentren einfach angenehmer. Man trifft hier viele Familien, jüdische wie muslimische, und man sitzt ganz selbstverständlich zusammen im Bereich mit den vielen Schnellrestaurants, wo es von Burger über Pizza bis Schuwarma und Sushi für jeden Geschmack etwas gibt. Unterschiede werden hier nicht gemacht.

Zumindest nicht drinnen. Draussen vor der Tür ist das anders. Jeder muss durch die Sicherheitsschleuse, aber nur die Muslime werden besonders gründlich gecheckt. Ich als Jude muss zwar auch durch den Metalldetektor durch, aber in meine Tasche wird nur ein kurzer Blick geworfen, wenn überhaupt.

In Israel gibt es überall Sicherheitskontrollen. Nicht nur an Flughäfen oder Bahnhöfen, auch vor jedem Supermarkt und so manchem Café. Das nervt, geht aber leider nicht anders. Diese Checks sind unterschiedlich ausgeprägt, aber was sie alle gemein haben ist: Arabische Muslime werden schärfer kontrolliert. Schärfer als Juden, als die vielen philippinischen Gastarbeiter, als Christen, Touristen, als alle.
Trotzdem wollen von den knapp 20% Muslimen in Israel mehr als dreiviertel in keinem anderen Land der Welt leben. Sie verstehen deutlich, warum sie hier so behandelt werden: So ziemlich alle Attentate in diesem Land werden von arabischen Muslimen begangen. Warum sollte man also die übrigen Menschen noch zusätzlich behelligen, aus deren Reihen niemals Attentate verübt werden?

Ethnisches Profiling ist nicht politisch korrekt

Es ist nicht politisch korrekt. Das weiss ich und da weiss jeder hier. Aber es ist einfach mal verdammt praktisch, und zwar für alle, auch die Muslime: Es spart Rescourcen. Es sorgt für ein friedliches Nebeneinander in den gesicherten Bereichen, es muss also niemand seinen Nachbarn verschämt verdächtigen. Und es verhindert lange Schlangen vor den Sicherheitskontrollen, die nicht nur alle nerven, sie böten auch selbst ein einfaches Anschlagsziel.

In Deutschland hat ein iranischstämmiger Jugendlicher in einem Münchner Einkaufszentrum bei einem Amoklauf etwa zehn Menschen erschossen und viele weitere teilweise schwer verletzt. Wenige Tage vorher hat ein arabischer Jugendlicher in einem Regionalzug mit der Axt gewütet und Menschen schwer verletzt. In Frankreich hat ein furchtbares Attentat von einem arabischen jungen Mann, der einem LKW als Waffe missbrauchte, nur wenige Tage zuvor etwa 80 Menschenleben gekostet. Und diese Kette lässt sich noch sehr lange weiter fortführen über Orlando, Paris, London und Madrid.

In München wurde panisch reagiert

Wie soll man auf Terror reagieren? In München wurde panisch die ganze Stadt lahmgelegt wegen eines einzelnen Schützen. Zwei Deutsche Politiker vergalloppierten sich kürzlich komplett mit Posts bei Twitter, Rufe nach Bundeswehreinsätzen im Inneren werden laut und andere wiederum versuchen, mit Mitgefühl für die Opfer zu punkten (siehe Bild oben). Aber wer bietet eine Lösung?

Ein europäisches Problem

In Frankreich nur „Le Pen“, eine Partei gegen die die rechte FPÖ aus Österreich ein Knabenchor ist und die AfD eine Kinderkrippe. Dennoch kenne ich in Israel französische Juden, die „Le Pen“ unterstützen. Das ist erschreckend! Der Grund ist, dass nur diese Nazis pragmatische, kurzfristige Lösungen anbieten, die sogar umsetzbar sind. Sie schlagen ethnisches Profiling und engmaschige Sicherheitschecks ähnlich wie in Israel vor. Und das schlimme ist, sie haben Recht damit! Das ist die einzig praktikable Lösung im Moment. Aber sie kleben ein rassistisches Label darauf, denn sie verdächtigen alle Muslime und Araber und nur die, potentielle Mörder zu sein. Dabei sollte es doch umgekehrt sein: Der Generalverdacht gilt für alle, aber Gruppen, deren Mitglieder erfahrungsgemäss selten bis nie Anschläge ausführen, wie Renter oder etwa Biergartenbesucher, bekommen einen Vertrauensbonus. Und nach einer leider notwendigen Sicherheitskontrolle sind wieder alle gleich. Wie im Einkaufszentrum „Malcha“ in Jerusalem.

Wenn die falschen Leute aus falschen Gründen das Richtige machen

Die Parteien aus dem demokratischen Spektrum in Europa überlassen aus Angst, praktikable Lösungen umzusetzen, die einen rassistischen Nachgeschmack haben könnten, den wahren Rassisten das Feld. Dabei ist ethnisches Profiling richtig eingesetzt ein Vorteil für alle, auch für die direkt Benachteiligten. Machen es aber die falschen Leute aus falschen Gründen, bin ich der erste, der dagegen ist.

Mörder sind Mörder, unabhängig von der Ethnie

Aber ethnisches Profiling kann gute Polizeiarbeit und Geheimdienstarbeit nur ergänzen, niemals ersetzen. Denn auch Nichtmuslime können Terroristen und Mörder sein, wie etwa der Fall Breivik aus Norwegen zeigt. Und der scheint auch mit dem Anschlag jetzt in München zusammenzuhängen. Der Amokläufer aus München hat wohl nur zufällig in das Hochrisikoprofil „Junger männlicher Muslim“ gepasst. Das ist den Rechten aber egal. Den Opfern übrigens auch.

UPDATE

Der Artikel ist jetzt auch auf welt.de zu lesen:

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article157308066/Israel-zeigt-dass-ethnisches-Profiling-hilft.html

Böhmermann: gut und gut gemeint

Das neue Böhmermann Video über die hell angezogenen „Dunkeldeutschen“ und die bunten „Helldeutschen“, wie sie Gauck mal unglücklich nannte, ist gut gemacht und gut gemeint.

Die Parolen, die aus der AfD herausquillen, missfallen mir komplett. Ihrem unsäglichen „Wir sind das Volk“ Getue muss man etwas entgegensetzen. Und wenn es auch noch lustig und musikalisch ist, dann ist doch alles gut, oder?

Naja, fast. Die Gesangsästhetik von Rammstein mag man ja noch als lustigen Seitenhieb verstehen. Nett finde ich auch, dass der arme Jude im Video sich nicht so zum Affen machen muss (oder darf?) wie etwa der Pfaffe. Was ich aber gar nicht mag, ist die Argumentation: Wir waren böse und jetzt sind wir gut, und daher dürfen wir der Welt Ratschläge im Gut-Sein erteilen.

Blödsinn, lieber Böhmermann. Deutschland soll einfach mal den Ball flach halten. Ratschläge sind auch Schläge und Austeilen kann Deutschland wohl immer noch gut.

Das Einstecken üben wir lieber noch.