„Anonymous“ will Israel aus dem Internet werfen – mal wieder

Anonymous OpIsraelVor fünf Jahren hat sich eine „Hacktivisten“ Gruppe formiert mit dem Ziel, Internetinfrastruktur und Webseiten aus Israel anzugreifen. Das erste Mal griffen sie am 7. April 2013 an. Der Anlass war der Abend des Israelischen Holocaustgedenktages. Seit dem wird jährlich zu diesem Datum ein konzertierter Angriff auf Israel gestartet. Die Hacker verwenden den Namen „Anonymous“, was aber nichts zu bedeuten hat. Jeder kann unter diesem Namen agieren. Die Leute, die hinter den Hackangriffen stecken, die als #OpIsrael bekannt sind, haben ihre eigene Agenda und sind auf der ganzen Welt verstreut. Der Name „Anonymous“ wird verwendet, um die eigene Identität zu verschleiern und dennoch als gut organisierte und schlagkräftige Gruppe zu erscheinen, die ernsthaft gefährlich werden kann. In den vergangenen Jahren hat #OpIsrael jedoch keinen signifikanten Schaden angerichtet und wurde vom israelischen National Cyber Bureau und anderen Experten als Fehlschlag eingestuft. Dennoch droht #OpIsrael jedes Jahr wieder zum 7. April mit Angriffen, die Israels Infrastruktur schwer treffen sollen.

Trotz der schlechten Erfolgsbilanz ist die Bedrohung ernstzunehmen. In den vergangenen Jahren wurden mehrere Webseiten „defaced“. Das heißt, deren Startseite wurde gegen propagandistisches Material ausgetauscht. Außerdem wurde versucht, sensible Daten bei Banken und Regierungsstellen zu stehlen und zu veröffentlichen. Dazu kamen orchestrierte DDoS Angriffe auf verschiedene Regierungsstellen und Unternehmen in Israel. Es wurden Datenbank-Hacks, Übernahme von Admin-Accounts und die bereits genannten Defacings versucht. Eine Liste mit Angriffszielen sowie empfohlene Angriffstechniken wurden offen im Internet veröffentlicht.

Ein Problem bei dieser Art Angriffen ist der Kollateralschaden, der bei Angriffen auf die eigentlichen Ziele entsteht. Netzwerkressourcen werden erschöpft, so dass in großen Teilen der Netze keine Bandbreite mehr zur Verfügung steht. In diesem Fall ist das gewünscht, denn #OpIsrael hat sich auf die Fahnen geschrieben, „Israel aus dem Internet zu radieren“ („erase Israel from the Internet“).

Die gute Nachricht ist, dass die öffentliche Ankündigung allen Betroffenen die Möglichkeit gibt, sich entsprechend vorzubereiten. Und während in der Vergangenheit schon die normale Nutzung des Internets zur regelmäßigen Überlastungen der Leitungskapazitäten geführt hat, da das knapp 4TBit/s schnelle MedNautilus Kabel die einzige Verbindung ins Internet war, so ist die Situation heute sehr viel besser. Seit die beiden neuen Unterseekabel JONA und Tamares, die zusammengenommen 55 TBit/s an zusätzlicher Bandbreite liefern und 2012 in Betrieb gingen, mehr und mehr Verbindungen ins Internet bereitstellen, erhöhte sich der verfügbare Puffer um mit großen Angriffswellen zurechtzukommen.

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Israel ist über das Mittelmeer mit dem Internet verbunden

Wegen der politischen Situation in der Region haben alle diese Kabel ausschließlich Landepunkte in Europa. Der gesamte Internetverkehr von und nach Israel läuft über Verteiler in Frankreich, den Niederlanden, Deutschland und England. Deshalb haben Israelische Internetanbieter leistungsfähige Sicherheitslösungen, wie das DDoS Secure von Allot, in Frankfurt, London und weiteren Standorten in Europa installiert. Die Angriffe konnten so bereits abgewehrt werden, bevor sie das Land überhaupt erreichten. Daher gab es keine spürbaren Auswirkungen.

Aber es taucht eine neue Bedrohung am Horizont auf: Da das IoT (Internet of Things) immer weiter wächst und die „smarten“ Geräte mit ständigem Internetanschluss immer mehr werden, entwickeln sie sich zu einem interessanten Ziel für Hacker. Sie werden häufig infiltriert um als Teil eines Botnetzes Ausgangspunkt für DDoS-Angriffe zu werden, genau wie die von #OpIsrael.

Dieser Trend wird die Anzahl an bösartig agierenden, gehackten Geräten innerhalb des Netzes eines Anbieters weiter erhöhen. Um diese Geräte zu identifizieren und damit in der Lage zu sein, Angriffe schon an der Quelle abzublocken, muss ein Betreiber sehen können, was in seinem Netz los ist. Solche Angriffe lassen sich nicht an den Außengrenzen des Netzes abwehren und bedürfen anderer Verteidigungsstrategien, wie etwa die Allot-Produkte IoTSecure.

Hacktivisten sind ein Phänomen, das so schnell nicht verschwinden wird. Aber es gibt Wege, sich zu verteidigen und seine Netze zu schützen: Man muss seine Webapplikationen absichern und auch auf Netzebene Schutzmaßnahmen implementieren. Wenn das getan ist, kann man sich entspannt zurück lehnen und die Show genießen.

Dieser Text erschien erstmals auf Englisch bei meinem Arbeitgeber auf http://blog.allot.com/opisrael2018/

Kinderfreundliche Unternehmen

Ich gebe zu, das war mein Sohn.

Ende diesen Monats enden die Sommerferien. Die Kindergärten und Schulen öffnen wieder ihre Pforten. Die Urlaubszeit ist vorbei.

Auch wir freuen uns darauf, die Kinder endlich wieder in die Obhut eines Kindergartens geben zu können. Sonst ist es schwer bis unmöglich, berufstätig zu sein.

fertrateisrael
Quelle: Google

Viele Unternehmen in Deutschland werben damit, dass sie „Kinderfreundlich“ sind. „Elternfreundlich“ ist meiner Meinung nach das richtigere Wort, denn die Eltern sind es, die im Unternehmen arbeiten, nicht die Kinder. Oder neutraler „Familienfreundlich“. Das Unternehmen, für das ich arbeite, ist so ein familienfreundliches. Und damit ist es in Israel nicht allein. Bei einer Geburtenrate von über drei Kindern pro Frau würde ansonsten kein Arbeitgeber genügend Mitarbeiter finden.

Diesen Monat sieht man viele Kinder hier in den Büros. Auch mein Sohn hat schon einen Vormittag mit mir hier verbracht. In der Cafeteria holen sich Kinder zur Zeit regelmässig Kekse und heisse Schokolade, auf den Schreibtischen liegen Gemälde auf Büropapier und die Whiteboards werden von Katzenbildern geziert.

Ausserdem organisiert das Unternehmen ein Sommercamp für wenig Geld, um den Kindergarten zu ersetzen und veranstaltet Events mit Eiscreme und Spass für die Kinder im Firmengebäude.

Niemand rümpft die Nase. Niemand ist gestört vom Kinderlärm in den Büros. Niemand beschwert sich über das Chaos, das sie manchmal hinterlassen (ausser, als mein kleinster mal alle Birnen einzeln angebissen und dann in den Korb zurückgelegt hat).

Kinder- oder Elternfreundlichkeit ist Unternehmenskultur. Und die wird nicht von Oben diktiert, sie wird von den Mitarbeitern getragen und gelebt. Kein Gesetzt schreibt sie vor. Und das ist wahrscheinlich der Unterschied zu Deutschland, wo Arbeit und Kinder als unvereinbar gelten, trotz Gesetzen und Regelungen dazu.

Meine Vorgesetzte ist Mutter von fünf Kindern. Wäre dieses Land und dieses Unternehmen nicht so elternfreundlich, wäre sie wohl Hausfrau geworden und nicht Managerin in einem börsennotieren High-Tech Unternehmen.

2 Wochen Urlaub = 909 Emails

909emails
Lookout!! Emails!

Zwei Wochen war ich im Urlaub und es war das erste Mal seit über 10 Jahren, vielleicht sogar überhaupt das erste Mal, dass ich im Urlaub keine Arbeitsemails gelesen habe. Im Handy habe ich den Kalender deaktiviert, Email ausgeschaltet und den Arbeitscomputer einfach aus gelassen.

Die Welt ist nicht stehen geblieben und 909 ungelesene Mails werde ich auch noch bewältigt bekommen.

Als ich meinen Kollegen sagte, dass ich tatsächlich keine ihrer Mails gelesen habe, waren sie nicht etwa sauer. Im Gegenteil: Ich wurde beglückwünscht!

Jetzt aber wieder an die Arbeit. Mal sehen, wie lange ich für das Durcharbeiten der 909 Mails brauche.

Firmen-Jahresendfeiern in Tel Aviv

Gestern Abend waren Jenny und ich auf der Jahresendfeier meines Arbeitgebers am Hafen von Tel Aviv.

Jenny und Eliyah auf der Allot Feier Ich habe vorher nie bei einer israelischen Firma gearbeitet und kenne daher nur die Tradition der Weihnachtsfeiern in deutschen Unternehmen. Im Grunde genommen unterscheiden sich beide Feiern kaum. Ich selbst habe sogar mal eine Channukkah-Party für meinen damaligen Arbeitgeber in Hamburg organisiert. Es war eine tolle Party, so toll, dass ich sie in meinem Buch beschrieben habe.

Aber einen Unterschied habe ich gestern bemerkt: Es gab kaum Ledige und Kinderlose auf der Party. Fast jeder hatte einen Babysitter oder die Oma zuhause sitzen. Mein direkter Chef musste früher los, weil es ein „Babysitter-Issue“ gab, wie er sagt.

Daher ist die Party trotz alkoholischer Freigetränke und lauter Musik nicht ausgeartet. Keine Peinlichkeiten, die in die Analen der Firmengeschichte eingehen würden. Am meisten hat man sich zum Affen gemacht, wenn man in so einer zersägten Ente (2CV) auf dem Rücksitz Platz genommen hat und Fotos hat schiessen lassen. Das war es aber auch schon.

Als ich vor gut drei Monaten bei Allot angefangen habe und mir meine neuen Kollegen vorgestellt wurden, sagte man mir zu einem: „Der Rafi* (etwa 35 Jahre alt), der hat noch keine Frau und keine Kinder. Das macht mir Sorgen, kennst Du vielleicht eine Frau für ihn?“

In Israel gibt es ganze drei Monate Mutterschutz und ein Kindergeld, das eher ein Kindertaschengeld ist. In Bussen und Bahnen fahren Kinder nicht grundsätzlich umsonst und kostenlose Kinderbetreuung gibt es erst ab dem Alter von drei Jahren. Mit anderen Worten, es ist verdammt teuer, in diesem ohnehin teuren Land Kinder zu haben. Aber trotzdem haben wir die mit Abstand höchste Geburtenrate aller westlichen Länder.

Warum? Weil es normal ist, weil man nicht als potentiell asozial betrachtet wird, wenn man drei oder mehr Kinder hat, weil Kinder die Zukunft sind. Und weil Gesetze, finanzielle Anreize, Mutterschutz, kostenlose Krippenplätze und was sich der Deutsche Staat sonst noch so überlegt, um die Geburtenrate zu steigern, nichts helfen, wenn die Gesellschaft keine Kinder will.

*Name geändert