Holocaust-Witz

Es gibt Dinge, über die macht man keine Witze. Dazu gehört das Leid anderer. Aber es gibt Dinge, über die muss man Witze machen. Dazu gehört das eigene Leid, denn so wird es erträglicher.

In Israel und unter Juden weltweit gibt es daher furchtbar schreckliche Witze über den Holocaust. Geschmacklos und würdelos sind sie und das Lachen bleibt einem im Halse stecken, wie ein Jud…. Nein, den Satz führe ich nicht zu Ende.

Wenn ein Deutscher einen solchen Witz erzählt, dann gehört er angezeigt wegen Volksverhetzung. Und die Ausrede: „Aber die Juden erzählen solche Witze selbst!“ gilt nicht. Das ist übrigens genau der selbe Grund, warum sich Schwarze gegenseitig mit dem N-Wort ansprechen können und Weiße es nicht in den Mund nehmen dürfen.

Heute ist der Holocaust-Gedenktag in Israel. Was für einen besseren Tag gibt es für einen Juden und Nachkommen weggemordeter Juden, einen Holocaust-(Ausch)Witz zu erzählen?

Ein Holocaust-Überlebender stirbt im hohen Alter und tritt vor seinen Schöpfer. Er erzählt ihm einen Holocaust-Witz und lacht dabei lauthals. Gott spricht streng: „Mein Lieber, das ist nun wirklich überhaupt nicht witzig!“ Sagt der Überlebende: „Ach, Du hättest dabei sein sollen“

Und nun noch mal auf Englisch:

A holocaust survivor dies of old age and meets his maker in heaven. He tells him a holocaust joke and cracks up laughing. God says: „Listen, it’s not funny at all!“ The survivor replies: „Eh, you should have been there!“

Danke fürs Gedenken

The curved ceiling of the Hall of Names is pictured during a visit by U.S. President Barack Obama at the Yad Vashem Holocaust Memorial in Jerusalem
Yad VaShem in Jerusalem

Heute haben alle Menschen der Welt, zumindest die anständigen unter denen, die überhaupt davon wissen, den ermordeten Menschen des Holocaust gedacht. Danke. Unter diesen Opfern ist auch mein Großvater und seine ganze Familie. Und bis auf wenige Überlebende auch die Familie meiner Frau.

Aber warum soll man Gedenken? Vor allem, wenn man nicht gerade direkt betroffen ist wie wir Nachkommen der Opfer oder die Nachkommen der Täter? Man gedenkt, um daraus seine Schlüsse zu ziehen, um etwas zu lernen.

Und das ist der üble Beigeschmack bei der ganzen Veranstaltung. Denn manche lernen daraus Dinge, für die ich sie lieber nicht hätte Gedenken lassen. Hier die Lehren, die man zieht:

1. Es ist nicht OK, Menschen einfach so zusammenzupferchen und dann in Gaskammern zu stecken, um sie massenhaft abzuschlachten

Ja, das stimmt natürlich. Aber wer den Holocaust brauchte, um das zu kapieren, der hätte wohl selber mitgemacht und sich dann auf einen Befehlsnotstand berufen. Und er (oder natürlich auch sie) hätte dann auch folgende Lehre ziehen wollen:

2. Man darf sich nicht erwischen lassen

Ja, schon blöd, wenn man nicht vorsichtig genug war und dann bei der Entnazifizierung nicht genügend Lügengeschichten parat hatte, um sich vor der Verantwortung zu drücken.

3. So was kommt von so was

Will sagen, wir müssen aufpassen, dass wir Juden uns nicht noch mal so schlecht benehmen, dass man uns unbedingt umbringen will. Denn: Ja, natürlich, das war so nicht ok vonnem Adolf, aber einen Massenmord, sofern er denn stattgefunden hat, macht man doch nicht ohne Grund!

4. Die Juden müssen deswegen besonders gute Menschen sein

Denn wer dem Holocaust entronnen ist, der hat eine von den Nazis betriebene Besserungsanstalt besucht, die leider nicht viele überlebt haben. Und deswegen ist es wichtig, dass Juden heute bessere Menschen sein müssen als alle anderen Menschen der Welt. Und auch anders be- und verurteilt werden, wenn sie sich mal nicht so christlich, äh, jüdisch benehmen, wie sie sollten. Etwa, wie sie mit den Palästinensern umgehen. Das führt doch nur zu Punkt 3. (siehe oben).

5. Wer am besten erinnert, ist am unschuldigsten

Ja, besonders hübsch ist das Holocaust-Denkmal im Zentrum unserer wunderschönen Hauptstadt nicht, aber immerhin ein Publikumsmagnet. Ausserdem können wir soooo stolz sein, das Gedenken perfektioniert zu haben. Die Devise war: Nicht kleckern, sondern klotzen! Die Klotzen dann noch direkt neben dem Brandenburger Tor verteilt, und keiner kann uns nachsagen, wir hätten irgend welche Kosten und Mühen gescheut. Und nun lasst uns mit dem Moralinsauer in Ruhe. Schlussstrich.

6. Nie wieder!

Ja, nie wieder. Nur was man nie wieder soll, darüber ist man sich nicht ganz einig. Die einen wollen nie wieder Juden umbringen. Sehr löblich (siehe Punkt 1). Die anderen wollen nie wieder Krieg, egal welchen und egal zwischen wem. Und wieder andere wollen nie wieder mit dem Holocaust behelligt werden. Und wenn, dann nur, um Juden zu erklären, dass sie selbst auch nie wieder überhaupt jemanden töten dürfen, und sei es in Notwehr. Denn Juden sind ja… siehe Punkt 4.

Was wir Juden daraus gelernt haben

Wir haben gelernt, dass wir einen eigenen Staat mit einer eigenen Armee und eigener Regierung, Gerichtsbarkeit, Gesetzgebung und allem was dazu gehört brauchen. Denn auf andere Staaten können wir uns nicht verlassen. Die Aliierten, denen wir durchaus dankbar sind für die Befreiung von den Deutschen, haben es nicht mal hinbekommen, die Gleise nach Auschwitz zu bombardieren. Jetzt haben wir unsere eigene Luftwaffe mit den modernsten Flugzeugen der Welt.

Und das ist meiner Meinung nach die einzige echte Lehre, die man aus dem Holocaust ziehen kann:

7. Wer einen Holocaust androht, dem muss man glauben

Wer dann wieder Appeasement versucht wie das Münchner Abkommen, der hat nichts gelernt. Genau wie diejenigen, die gerade den Iran mit Atomdeals appeasen wollen. Denn eines wissen wir sicher: Es ist passiert und das heißt, es kann wieder passieren.

Jiskor – Jom HaScho’ah 2016

Jiskor Gebet
Jiskor Gebet

Heute Abend, am 26. Nissan 5776, wird in Israel der Jom HaScho’ah begangen, so wie jedes Jahr. Auch letztes Mal habe ich darüber geschrieben. Dieses Jahr waren wir in unserer neuen Heimatstadt Ra’anana auf der öffentlichen Trauerfeier, auf der mit sechs Feuern der sechs Millionen Ermordeten gedacht wurde. Noch gibt es Überlebende und sechs von ihnen aus Ra’anana haben mit ihren Enkeln die Feuer gezündet und ihre Geschichten erzählt. Es gab viele Tränen im Publikum, auch bei meiner Frau und mir. Ein Chazan hat das Jiskor-Gebet vorgesungen. Ich habe es mit meinem Telefon aufgenommen:

 

Meine Frau Jenny startet heute eine Online Kampagne mit dem Hashtag #WoSindDieTäter. Denn auch wenn der Holocaust in Deutschland vergleichsweise gut aufgearbeitet wurde, die meisten Täter jedoch wurden nicht verfolgt. Und das tut weh bis in die heutige Generation. Daher meine Bitte: Postet, twittert, instagramt mit dem Hashtag Eure Gedanken dazu. Mehr Informationen auf ihrer Facebook-Seite: https://www.facebook.com/JJHavemann/

#WoSindDieTäter