Kidniyot – Aschkenasischer Wahnsinn an Pessach

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Mazza: Für eventuell im Bild versteckte Botschaften in Braille Schrift bin ich nicht verantwortlich!

Pessach steht vor der Tür. Das Fest ist ungefähr so wichtig wie Weihnachten und Ostern zusammen für uns Juden. Wir feiern den Exodus aus Ägypten und die Volkwerdung am Berg Sinai. Das Fest dauert eine Woche und wenn man es genau nimmt, sogar noch 50 Tage länger, denn es ist mit Schawuot, dem Wochenfest erst so richtig zuende. Die Christen haben aus Pessach Ostern gemacht, aus dem Pessach Seder das Letzte Abendmahl und aus dem Wochenfest ihr Pfingsten, das auch genau 50 Tage (daher der Name) nach Ostern gefeiert wird.

An Pessach essen wir nur ungesäuerte Brote, auch Mazza genannt. Das erinnert uns daran, dass wir auf der Flucht aus Ägypten keine Zeit hatten, gesäuertes Brot zu backen. Um so mehr Zeit verwenden wir jetzt darauf, vor Pessach die Wohnung komplett zu reinigen, alle Reste Gesäuertes aufzuspüren und entweder zu essen, verbrennen (an öffentlichen Feuerstellen) oder zu verkaufen. Kommt hierher der in Deutschland übliche Frühjahrsputz? Wer weiss.

Wir sind an Pessach besonders streng mit uns selbst. Während im Rest des Jahres ruhig ein 60stel des Essens unkoscherer Herkunfst sein darf, muss an Pessach der Anteil von gesäuertem, auch Chametz genannt, unter die Nachweisgrenze fallen. Nicht mal Sprudelwasser mit CO2, das aus Getreide gewonnen wurde, dürfen wir trinken!

Aschkenazen gehen noch einen Schritt weiter. Wir essen keine Hülsenfrüchte (Kidniyot) und keinen Reis in dieser Woche. Der Grund ist, dass früher™ solche Lebensmittel in den selben Säcken transportiert wurden, in denen auch Mehl gelagert wurde. Heute ist das nicht mehr so, aber die Tradition bleibt. Sefarden wiederum kennen diese Tradition nicht. Sie essen das Zeug munter weiter und belächeln uns Aschkenazen milde.

Manche Aschkenazen haben keine Lust mehr auf den Kindniyot-Quatsch. Da auch Aschkenazen zugeben, dass es sich dabei nicht um Chametz handelt, der Verzehr also eigentlich erlaubt aber eben nicht unsere aschkenasische Tradition ist, gibt es immer lautere Stimmen, endlich mit dem Unsinn aufzuhören.

Die Argumente sind stimmig: Wir kaufen ja nicht mehr bei Nichtjuden ein sondern zusammen mit Sefarden in den selben, koscheren Supermärkten! Die Regel ist daher eine unnötige und damit verbotene Verschärfung der Regeln!

Aber sie vergessen eines: Diese Tradition ist so ziemlich die älteste aschkenasische Tradition überhaupt. Manche sagen, es ist die älteste. Wer sie aufgibt, gibt das aschkenasische Erbe seiner Vorväter auf. Und Tradition hat einen Stellenwert im Judentum, der unbeschreiblich wichig ist. Es gibt bei uns kaum etwas, das stärker als Tradition ist: Wir müssen unsere Eltern ehren, und dazu gehört eben auch, ihre Traditionen und die Traditionen ihrer Vorväter zu übernehmen.

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die lautesten Stimmen gegen die Kidniyot Regel aus dem liberalen Lager kommen. Die scheren sich ja eh nicht sonderlich um Traditionen.

Pessach kascher ve’sameach wünsche ich allen Lesern!

Koscher Madrid

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lecker koscher, liebe Mary Jeez!

Wenn man in Madrid koscheres Essen sucht, hat man durchaus Möglichkeiten. Ich war eben einkaufen und habe in einem koscheren Laden um die Ecke leckere Pastete und Aufschnitt gekauft. Ausserdem gibt es in der Nähe eine Bäckerei, die koscheres Brot im Angebot hat. Dort habe ich die Brötchen her. Nur der Name der Verkäuferin war irgendwie lustig.

Gin Sul – koscherer Gin aus Hamburg

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Alles koscher!

Unter dem Titel „Geistiges gegen den Ungeist“ hat die Jüdische Allgemeine einen schönen Artikel über GIN SUL veröffentlicht. In Hamburg wird nämlich koscher zertifizierter, hochwertiger Gin hergestellt.

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Rabbiner Shlomo Bistritzky und Stephan Garbe in seiner Manufaktur in Hamburg Altona. Foto: © Moritz Piehler/Jüdische Allgemeine

Die Verbindung zum Rabbiner Bistritzky, der den Hechscher gegeben hat, kam über mich zustande. Und deswegen hat mich Stephan Garbe, der Besitzer der kleinen Alkoholmanufaktur, in die Genüsse des Gin-Trinkens eingeführt. Danke dafür! Früher habe ich eigentlich nie Gin getrunken, nur als Queen Mum noch lebte, gingen ein Freund und ich immer zu ihrem Geburtstag in die Cocktailbar des Hotels Atlantic in Hamburg und tranken auf ihr Wohl einen Gin mit Tonic. Damals war es noch ein Bombay Sapphire. Heute kann man dort auch Gin-Sul bestellen und den kann ich nur empfehlen! Und damit man ihn wirklich auch zuhause geniessen kann, hier das Rezept von Stephan dazu:

Rotweingläser, schön dünnwandig und bauchig nehmen. Gutes Eis (hohe Wasserqualität), je größer die Würfel, desto besser.
5cl Gin pro Drink, etwa 2/3 einer kleinen Tonicflasche (ca. 125 bis 150 ml) vorsichtig am Rand eingießen (wenn man es von weit oben schüttet, geht die ganze Kohlensäure verloren). Wichtig ist, dass auch das Tonic vorgekühlt ist.
Mit einen kleinen Rosmarinzweig dekorieren und mit dem Sparschäler die Zeste einer Bio Orange abschälen und kurz anquetschen über dem Glas, so dass die ätherischen Öle den Gin benetzen.

Für mich ist dieser Gin etwas ganz besonderes. Er verbindet meine alte Heimat Hamburg mit meiner spirituellen neuen Heimat. Spirituell im doppelten Sinne!

Den Kontakt zwischen Stephan und mir hat mein Bruder Benjamin hergestellt. Er betreibt einen Online-Store für erstklassische Alkoholika (siehe Artikel in der Jüdischen Allgemeinen). Wer jetzt Appetit bekommen hat, kann den Gin gleich hier bei ihm bestellen!

Milky

10265374_764735683588223_2685887841307694237_oSo ein Milky kostet mehr als doppelt so viel wie ein Pudding in Deutschland. Überhaupt ist das Leben in Deutschland billiger. Und ich kann verstehen, dass in Israel, wo die Gehälter im Durchschnitt unter denen in Deutschland liegen, mehr und mehr Menschen wütend sind oder einfach auswandern. Auf Berliner Strassen hört man fast genau so oft Hebräisch wie auf Jerusalemer, da hier inzwischen sehr viele „Anglos“ wohnen, die mit ihren einstmals starken Dollars die Immobilienpreise nach oben getrieben haben. Aber in einer Sache irrt sich der anonyme Protestler: Mehr Rechte für Mieter führen zumindest in Deutschland auch zu mehr Mietern und nicht zu mehr Wohnungsbesitzern. Der deutsche Mietmarkt wird von großen Firmen beherrscht und privates Wohneigentum ist die Ausnahme.
Ich bin den umgekehrten Weg gegangen: Denn erstens ist das Wetter hier viel besser (30°C und Sonne im Oktober!) und zweitens ist der Pudding hier koscher.

https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4580500,00.html