Dein Mann ist eben keine Mutter

Darf eine Frau, die auch noch Mutter ist, eigentlich auf Geschäftsreise gehen? Die meisten werden wahrscheinlich sagen: „Na klar.“ Darf aber diese Frau und Mutter ihren Mann und den Vater der Kinder mit den Kindern allein lassen? Da sehen die meisten Antworten leider anders aus. Heute bin ich auf meine vermutlich längste Geschäftsreise aufgebrochen. Ich bin die ganze Arbeitswoche weg und komme kurz vor Schabbat wieder zurück.

Was meint ihr wieviele Male ich in den letzten Tagen gefragt wurde: „Was? Dein Mann bleibt alleine mit den drei Kindern zu Hause? Wie wird er es schaffen?“ Meine Antwort war dann: „Wenn er auf Geschäftsreise ist, bin ich doch auch mit den Kindern alleine.“ Dann kommt immer dieselbe Reaktion nämlich, dass das doch nicht dasselbe sei. Ich frage dann provokativ: „Warum?“ Die Antwort lautet dann meistens: „Naja, er ist ja keine Mutter.“

Mit manchen diskutiere ich dann weiter, bei manchen lasse ich es bleiben.

Unsere Kinder sind jetzt 7,4 und 1. Doch ich erinnere mich, dass es auch schon so war, als wir nur ein Kind hatten oder zwei. Also ist es nicht unbedingt die Anzahl der Kinder, um die sich ich oder mein Mann in dem Fall alleine kümmern, die die Menschen wundert, sondern wer sich um die Kinder kümmert.

Viele Diskussionen rund um Women Empowerment drehen sich gerade darum, ob man die ganzen Initiativen braucht, um Frauen zu unterstützen oder ob die Frauen es ganz alleine schaffen sollen.

Meiner Meinung nach ist es notwendiger denn je. Es gibt immer mehr Frauen, die Karriere machen und erfolgreich sind, aber die Probleme und mangelnde Unterstützung seitens der Gesellschaft sind gravierend. Viele Frauen trauen sich nicht, diese Gleichberechtigung von der Gesellschaft einzufordern.

Von meinem Mann habe ich diese Gleichberechtigung von Anfang an eingefordert, was jetzt in meinem Fall einfach war. Auf Diskussionen über die Gleichberechtigung lasse ich mich auch ohne Probleme ein. Aber wie oft habe ich von Freundinnen, Bekannten oder Frauen, die ich auf Veranstaltungen oder online kennen lerne, gehört: „Ich bewundere dich so sehr für deinen Feminismus. Ich schaffe es nicht, meine Gleichberechtigung einzufordern“. Das macht mich traurig. Ich versuche, diesen Frauen Mut zu machen. Und ich versuche ein gutes Beispiel zu sein, dass man Mutter von drei kleinen Kindern sein kann und eine Geschäftsfrau.

Ich wette, mein Mann wurde noch nie vor einer Geschäftsreise gefragt: „Was? Deine Frau bleibt alleine mit den drei Kindern zu Hause? Wie wird sie es schaffen?“

Das zerrissene Mutterherz

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Als Kant sagte: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“, ahnte er vielleicht nicht, was das für Frauen zur Folge hat. So glücklich wir, die zivilisierte Welt über die Aufklärung und ihre Folgen sind, umso mehr sind wir innerlich zerrissen über die Möglichkeiten der modernen Welt.

Vor der Aufklärung hatten die meisten Frauen kaum eine Wahl: Ihnen wurden fast alle Entscheidungen abgenommen. Etwa, wen sie heiraten werden oder wie viele Kinder sie bekommen. Auch der Job war meist vorherbestimmt, entsprechend des Standes, in den man geboren wurde. Da Frauen weder wählen noch studieren durften, hatten sie auch hier keine Entscheidungen zu treffen.

Obwohl ich eine leidenschaftliche Feministin bin, gibt es Tage an dem ich mir die Welt von vor Kant zurück wünsche.

Heutzutage stehen Frauen vor allerlei Entscheidungen, bei denen sie sich ihres eigenen Verstandes bedienen müssen.

Entscheidungen wie: Was studiere ich? Wann studiere ich? Sollte ich während des Studiums Kinder kriegen oder erst danach? Kann ich in dem von mir gewünschten Beruf arbeiten und gleichzeitig eine Familie gründen? Will ich überhaupt Karriere machen? Wenn ich Karriere mache und Kinder haben will, wie schaffe ich beides gut? Wieviele Kinder will ich? Die Liste der Fragen könnte ich noch lange erweitern. Die eine oder andere Frage haben sich andere Frauen bestimmt auch schon gestellt.

Dass wir in Israel leben, hat für die Familienplanung viele Vorteile aber auch große Nachteile. Da in Israel so ziemlich jede Frau, unabhängig von der sozialen Schicht, im Schnitt drei bis vier Kinder hat, ist es gesellschaftlich und beruflich sehr einfach. Man unterstützt sich gegenseitig, tauscht sich aus und Arbeitgeber stellen Frauen ein, unabhängig davon, ob sie verheiratet sind oder nicht. Wenn sie nicht schon Kinder haben, werden sie auf jeden Fall welche bekommen.

Die Nachteile sind finanzieller Natur. Anders als in Deutschland, bekommt man in Israel kein Elterngeld, der Mutterschutz dauert ganze drei Monate und vom Kindergeld kann man sich nicht mal die Windeln leisten. Und das Leben ist hier generell ungleich teurer.

Doch die Fragen, die ich oben gestellt habe, beschäftigen hier die Frauen genauso wie in Deutschland.

Zu meinem Nachteil vielleicht, kann ich es mir nicht vorstellen, ausschließlich Hausfrau und Mutter zu sein. Das hat was mit meiner Natur zu tun. Außerdem ist es eine sehr stressige und körperlich anstrengende Arbeit. Leider habe ich es nicht geschafft, fertig zu studieren, bevor ich Mutter wurde.

Nach fünf Jahren in Israel und sechs anstrengenden Umzügen innerhalb des Landes, stehe ich vor der Zerrissenheit zwischen meinen verschiedenen Leben.

Ich habe zwei tolle Jungs in die Welt gesetzt. Mein Mann unterstützt mich sowohl in familiären als auch in beruflichen Dingen. Ich bin gerade dabei, mir meinen Traum zu erfüllen und eröffne demnächst eine Gesellschaft, die sich für Deutsch-Israelische Beziehungen und Frauenrechte einsetzen wird.

Auf der anderen Seite gibt es aber noch die Hausarbeiten in der Uni, die nicht fertig sind, obwohl das Studium quasi vorbei ist. Ich beneide all die Frauen, die viel organisierter sind als ich es bin und es irgendwie schaffen Kinder zu kriegen, zu studieren und Karriere zu machen.

Jeden Tag frage ich mich: Soll ich weiter machen mit allen meinen unmöglichen Zielen, zugleich eine gute Mutter zu sein, eine gute Ausbildung abzuschliessen und noch dazu mit meiner Arbeit, die nicht weniger will, als Welt zu verbessern? Oder soll ich nur eines davon sein? Den manchmal habe ich das Gefühl, ich schaffe das alles nicht.

Ach Kant, die Welt war vor dir für Frauen so viel einfacher… Und schlechter.

 

Geschichten aus Israel. Mütter außer Haus

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Eine Israelin, eine Slowenin und eine Deutsche kommen in eine Weinbar. Das ist nicht der Anfang eines Witzes, sondern ein Abend dreier erschöpfter Mütter.

Als der Shabbat zu Ende war, und wir anfingen die Kinder bettfertig zu machen, bekam ich eine Nachricht von einer Freundin, die im selben Haus lebt. Sie fragte nur kurz: „Wine tonight?“ Die Antwort „sure“ war überflüssig. Als Mutter zweier kleinen Kinder ist es fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden, dieses „wine tonight“. Wie neulich, als mal wieder ein Bild auf Facebook herumging: „Motherhood. Powered by love. Fueled by coffee. Sustained by wine.“ Natürlich ist es eine etwas überspitzte Darstellung, aber doch oft zutreffend.

Also riefen wir noch eine befreundete Nachbarin an und machten uns auf den Weg in die beste Weinbar der Stadt. Der Kellner war gleich interessiert, wo wir drei herkommen. Also sagte eine Freundin, sie wäre Israelin, ich gab zu aus Deutschland zu kommen und die zweite Freundin sagte, sie komme aus Slowenien. Er war offensichtlich überrascht über diese Kombination, prahlte gleich, dass er einen berühmten slowenischen Fußballer kennt und nahm unsere Bestellung entgegen.

Hauptsächlich gab es viel guten Wein und Gespräche über alle möglichen Themen. Wir sprachen über Politik, über unsere Kinder, über Männer und was sonst noch im Leben los ist. Auch über meinen anstehenden 30ten Geburtstag. AAAAAAAHHHHH!!!

Wir versuchten auch unserer slowenischen Freundin, die kein Wort Hebräisch spricht, das ursprünglich arabische Wort „Yalla“ zu erklären. Dabei machte ich ihr klar, dass es ihr sowieso niemand abnehmen würde, da sie dafür zu europäisch sei, also zurückhaltend. Für „Yalla“ braucht man Temperament. „YALLA!“ Mit diesem israelischen Temperament kommen nicht alle, die herkommen, zurecht. Dabei ist es so ehrlich. Wenn dich jemand mag, wird der- oder diejenige alles mögliche für dich tun. Wenn nicht, spürst du es jedoch deutlich. Ich finde diese Art super. So weiss man sofort, woran man ist und muss sich nicht fragen, ob etwas ernst gemeint ist oder nicht.

Zurück zu uns Müttern! Solche schönen Abende mit Freunden sind ein Muss für Eltern. Nach einer anstrengenden Woche, in der man Tag und Nacht Verantwortung hat, tut es echt gut, mal zu entspannen, was zu trinken, sich alles mögliche und unmögliche von der Seele zu reden.

Also liebe Mütter, schnappt euch Großeltern oder Ehemann als Babysitter und lasst es euch ab und zu mal gut gehen. Ich wünsche euch nur nicht, dass euch dann die Kinder um 3 Uhr Nachts wieder wecken… so wie meine.