An der Grenze zum Libanon

Es sind gerade Pessach-Ferien und alle fahren in Urlaub. Die Hotels nehmen Mondpreise. Erstens, weil sie es können und zweitens, da viele von ihnen ihre Küche für Pessach umkrempeln mussten. Wer Angst hat vor dreckigen Hotelküchen, der sollte genau jetzt Urlaub machen. Zu Pessach wird in koscheren Hotels garantiert jede Krume Dreck entfernt.

Wir haben uns in unserem alten Opel auch auf den Weg in den Norden des Landes gemacht. Und wenn ich Norden sage, dann meine ich Norden. Im diesem Moment sitze ich keine 200m von der Grenze zum Libanon entfernt. Hier sind wir im Kibbutz Misgav Am:

  

Die Fahrt dauerte ein paar Stunden länger als erwartet, da wir nicht die einzigen waren, die den Weg nach Norden eingeschlagen haben und so waren wir froh, in den Abendstunden uns im Kibbutz ein wenig die Füsse zu vertreten. Dabei sind die folgenden Bilder entstanden.

Leider ist der Himmel bedeckt und es regnet sogar ein paar Tropfen. Aber ich finde, die Bilder sind doch ganz gut geworden. Und den Schnee auf dem Berg Hermon konnten wir auch sehen.

Auf dem Rückweg unseres Spazierganges wurden wir noch Zeuge der Muezzin, die vom Libanon zu uns herüberschallten. Sie holen alles aus den Lautsprechertröten heraus, was da ist, ungeachtet jeder disharmonischen Übersteuerung. Und Klänge, vor allem die lauten, halten sich nicht an Staatsgrenzen und schallen einfach hinüber.

Zugfahrt nach Jerusalem

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Endstation unserer Reise nach Jerusalem: Die Kotel

Mein älterer Sohn liebt Eisenbahnen. Die echten wie auch die aus Holz im Spielzimmer. Ich selbst war 1995 das erste Mal in Israel und bin vor sechs Jahren eingewandert und bin seither noch nie mit der Eisenbahn in diesem Land gefahren!

Ich musste mein Defizit ausgleichen und konnte damit meinem Sohn gleich noch eine Freude bereiten: Wir sind mit der Eisenbahn von Tel Aviv nach Jerusalem gefahren.

Auf dem Weg muss die Bahn etwa 700 Höhenmeter überwinden. Die Strecke stammt noch aus der Britischen Mandatszeit und ist weitestgehend eingleisig.  Heute passt man die Landschaft an die Streckenführung an, damals war es noch umgekehrt: Sie schmiegt sich in Täler und an Berge an und zwingt mit ihren vielen Kurven die Bahn zu einer gemütlichen Fahrt. Die modernen Dieseltriebwagen mit etwas heruntergekommenem Interieur sind bequem und quietschen sanft in den Kurven.

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Die Bahn fährt langsam die Serpentinen hoch. (Screenshot Google Maps)

Leider habe ich so gut wie keine Fotos von der Fahrt. Die SD-Karte der Kamera steckte noch zuhause im Rechner, so war die mitgebrachte Kamera funktionslos. Daher müsst ihr mir einfach glauben: Die Fahrt ist malerisch schön. Die Strecke mäandert sich den Berg hoch durch menschenleere Täler, neben Flüssen und auch trockenen Flussbetten, durch einen dichten Nadelbaumwald mit verlassenen Bahnhöfen und unbefestigten Wegen auf der Strecke. Da der Zug so langsam fährt, kann man entspannt aus dem Fenster schauen und den Ausblick geniessen. Handyempfang gibt es auch keinen, eine absolute Entschleunigung ist also garantiert.

Wer es eilig hat, fährt Bus. Der ist fast doppelt so schnell, wenn nicht gerade Stau ist und kostet nur ein kleines bisschen mehr. Ausserdem endet die Bahnfahrt in Malcha, also am anderen Ende der Stadt neben dem gleichnamigen Einkaufszentrum und nicht im Stadtzentrum.

Die Bahn ist daher angenehm leer, zumindest wenn man nicht zur Rushhour fährt. Und die Fahrt kostet für Erwachsene ohne Rabatte nur 20 , also knapp 5 Euro. Dafür bekommt man einen Blick auf das Land, wie man ihn noch nie zuvor gesehen hat.

Aber man muss sich etwas beeilen. Eine neue Bahnstrecke ist bereits im Bau und soll Anfang 2018 in Betrieb gehen. Spätestens dann wird die alte Strecke wohl stillgelegt und man fliegt in unter einer halben Stunde von Tel Aviv nach Jerusalem. Auch diese Strecke werde ich dann mit meinem Sohn probefahren!

Taxi in Düsseldorf – Kummerkästen auf Rädern

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Taxi und Fahrer in Düsseldorf (Symbolfoto)

Düsseldorf hat die längste Theke der Welt (jaja jaja! ♪♫♬♩) und dort treffen sich wahrscheinlich jeden Abend alle Taxifahrer Düsseldorfs und schlucken ihren Kummer herunter.

Vor paar Wochen war ich in Madrid, und habe meine Erlebnisse in den Taxen aufgeschrieben. Das Taxi-Erlebnis in Düsseldorf war doch sehr anders.

Düsseldorfer Taxifahrer sind selten sogenannte Biodeutsche, sind also sehr unterschiedliche Menschen, aber sie haben alle eines gemein: Sie lamentieren ständig herum.

Alles ist schrecklich, die Kunden bleiben aus, überall wird gespart und überhaupt. In Düsseldorf war gerade Messe. Die etwa 1500 Taxen der Stadt waren mit dem Andrang der Kunden komplett überfordert. Ich wartete am Hauptbahnhof (!!) gefühlte Ewigkeiten auf ein freies Taxi. Eine lange Schlange an Wartenden wurde von sporadisch eintreffenden Taxen bedient. Mit anderen Worten: Ein super Businesstag für die fahrende Zunft in den beigen Autos. Aber statt guter Laune darüber, haben sich die Fahrer beschwert, dass sie ja nur während der Messe so viel zu tun hätten.

Teuer bezahlen liessen sie sich ihren miesepetrigen Service trotztem. Und wenn man mit Karte zahlen will, muss man das Glück haben, dass der Fahrer ein Bezahlterminal überhaupt mitführt, und wenn ja, stolze Zwei Euro Gebühr für die Kartenzahlung berappen.

So wird das nichts mit euch, liebe Taxifahrer. Lockert die Regeln, damit bei Messen die Taxen aus der Nachbarstadt Neuss aushelfen dürfen und reduziert die Anzahl der Taxen im Rest des Jahres. Oder geht unter und überlasst Uber das Feld.

Der letzte Fahrer meiner Reise, der mich zum Flughafen brachte, war die rühmliche Ausnahme. Er wollte zwar auch Zwei Euro extra für die Kartenzahlung (ist halt Tarif), aber er war freundlich, hilfsbereit, gut gelaunt und hat sogar gelächelt!

Als ich ihm erzählte, dass er damit der offenbar einzige in der ganzen Stadt ist, fand er das frustrierend. Meine Schuld: Jetzt muss er auch mit an die Theke, um diesen Frust zu verarbeiten. Sorry.

Merian – Jerusalem

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Der neue Merian mit dem Thema Jerusalem ist erhältlich. Und dieses Heft ist nicht nur wirklich gut gemacht und mit vielen Geschichten, Interviews und Bildern mehr als einfach nur ein Reiseführer, es hat gleich zwei Artikel von mir mit drin. Und ich bin in guter Gesellschaft. Autoren wie Zeruya Shalev, Iris Berben und Frank Schätzing schreiben über ihr Jerusalem. Und ich über meines.