Gastbeitrag von Lexi

Das Problem hier ist mal wieder, dass mit Begriffen geworfen wird, die maximale Behauptungen aufstellen, ohne die Nuancen der Realität zu beachten. Dazu zählt in dem Fall das Wort „völkerrechtswidrig“.
Rein rechtlich gibt es bisher keinen Staat Palästina mit festem Geltungsbereich. Es gibt zwei internationale Konventionen, welche das Gebiet betreffen: die erste ist der Grundsatz „Uti Possidetis Juris“, nach dem Israel die Grenzen seines Vorgängerstaates bei der Gründung erben würde.
Der Vorgängerstaat wäre das Britische Mandatsgebiet Palästina, allerdings hat Israel damals nur den westlichen Teil beansprucht und aus dem östlichen Mandatsgebiet wurde Jordanien.
Die zweite Quelle, die etwas über Israels Grenzen und Verhältnis zur West Bank / Judäa und Samaria aussagt, sind die Oslo-Abkommen. In diesen wurden die Gebiete vorerst in 3 Zonen unterteilt: Zone A untersteht der direkten Verwaltung der PA, Zone C der Israelischen Verwaltung, und Zone B soll gemeinsam verwaltet werden. Bei den Siedlungen geht es um die Zone C.
Was die Oslo-Abkommen zu dieser Aufteilung zu sagen haben, ist, dass eine abschließende Einigung die Grenze zwischen Israel und Palästina festlegen sollte, und dass sie bis dahin Verhandlungsmasse sind. Zu dieser Einigung kam es allerdings nie. Damit gibt es keine neue Rechtsgrundlage.
De jure ist es also schwer zu sagen, dass die Siedlungen in Judäa und Samaria bzw der West Bank völkerrechtswidrig seien, weil es einfach kein völkerrechtliches Abkommen gibt, gegen welches sie verstoßen würden.
Korrekt wäre, zu sagen, dass Israel hier kontraproduktiv auf die Folgeverhandlungen von Oslo einwirkt und versucht, den Verhandlungsspielraum der PA einzuschränken, indem es Fakten schafft. Man kann sich auch fragen, ob es moralisch vertretbar ist. Die Behauptung, dass hier Völkerrecht gebrochen wird, ist allerdings genauso falsch wie unnötig, es ist reine Effekthascherei.
Original Thread auf Bluesky.
Thema war mein Artikel „Alternativen zur Zwei-Staaten-Lösung“ bei den Salonkolumnisten.

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