Jude, Zionist und #BlackLivesMatter. Ein Widerspruch?

#blacklivesmatter in meinem Twitterprofil

Als George Floyd im Mai dieses Jahres von einem Amerikanischen Polizisten ermordet wurde, gab es einen weltweiten Aufschrei. „I can’t breathe!“ stand als Graffiti an den Wänden und die Hashtags #BLM und #BlackLivesMatter trendeten weltweit in den Sozialen Medien.

Auch mich hat das Schicksal von George Floyd berührt. Nicht nur seinetwegen. Seine Ermordung hat ein grelles Scheinwerferlicht auf den strukturellen Rassismus in Amerika geworfen und die weltweite Bewegung, die daraus entstand, hat auch in anderen Teilen der Welt und in Deutschland dafür gesorgt, dass rassistische Strukturen in der Gesellschaft allgemein und in der Polizei im speziellen, stärker ans Tageslicht kamen. Es ist kein Wunder, dass ausgerechnet 2020 die diversen Nazi-Chatgruppen deutscher Polizisten entdeckt wurden. Menschen sind sensibilisiert und hatten den Mut, sie öffentlich zu machen.

Auf Twitter, wo ich zu viel Zeit verbringe, habe ich „Black Lives Matter“ in meinen Header mit aufgenommen. Seit über einem halben Jahr ist er da drin und ich habe mehrfach überlegt, ihn zu entfernen. Schließlich werden gerade andere Säue durchs Dorf getrieben und Themen wie Moria und natürlich der immer gewalttätiger zum Vorschein tretenden Antisemitismus sind mir auch nah und wichtig. Aber ich habe mich dagegen entschieden. BLM bleibt leider immer aktuell.

Ich wurde deswegen mehrfach auf Twitter angegangen. Von linken Antizionisten sowie von rechten Israelis. Beide finden, BLM und Zionist kann man nicht gleichzeitig sein. Warum nicht?

Die Antizionisten glauben, der Zionismus wäre eine rassistische Ideologie und daher inkompatibel mit BLM. Das ist natürlich Quatsch. Deswegen juckt mich dieser Vorwurf auch gar nicht. Schwerer wiegt da der Vorwurf der anderen Seite, die mich darauf hinweisen, dass unter den BLM Aktivisten auch viele Antisemiten den Ton angeben.

Der strukturelle Rassismus ist ein Problem, das jeden Menschen mit Nicht-weißer Hautfarbe betrifft. Egal, ob er Antisemit ist, oder nicht. Ich werden meine Unterstützung für diesen wichtigen Kampf nicht davon abhängig machen, ob Antisemiten bei BLM beteiligt sind oder nicht. Es gibt auch rassistische Juden, und dennoch freue ich mich über jede PoC, die den Kampf gegen Antisemitismus unterstützt.

„Aber die Querdenker lehnst Du doch auch ab, weil dort Nazis mitlaufen!“ – Ja. Sie laufen dort aber nicht nur mit, die ganze Idee der Querdenker ist eben keine einfache, legitime Kritik an Coronamaßnahmen der Bundesregierung, sie beruht auf antisemitisch aufgeladenen Verschwörungsmythen und die Nazis sind ideell bei diesen Demos zuhause. Ein antisemitischer BLM-Aktivist dagegen agiert im Grunde gegen seine eigenen Interessen.

Rassismus und Antisemitismus sind nicht das selbe. Ganz und gar nicht. Die Diskriminierungserfahrungen sind andere und die Mechanismen sind es auch. Als hellhäutiger Jude kann ich als „white passing“ vom Privileg, weiß zu sein profitieren, was PoC nicht können. Andererseits ist Antisemitismus im Kern eliminatorisch und zielt auf die „Endlösung“, während Rassismus die (erneute) Versklavung und Unterwerfung von PoC anstrebt. Gemeinsam haben sie, dass beides ist für einen direkt Betroffenen regelmäßig tödlich ist und die Schnittmenge der Antisemiten und Rassisten ist riesig. Wir haben einen gemeinsamen Gegner. Natürlich müssen wir uns gegenseitig beistehen.

Es ist schon ein paar Jahre her, da habe ich in der WELT einen Artikel veröffentlicht, der den Titel hat „Israel zeigt, dass ethnisches Profiling hilft„, der zuerst hier im Blog erschien. Es war 2016, um genau zu sein, und damals wurde Europa von vielen islamistischen Anschlägen erschüttert. Im Text geht es um ein Einkaufszentrum in Jerusalem, in dem ich regelmäßig war und das von Juden und Arabern gleichermaßen besucht wird. Die Araber aber werden genauer kontrolliert, wenn sie das Zentrum betreten wollen. Ich bin mit dem Titel des Artikels auf welt.de nicht einverstanden. War ich schon damals nicht, aber die Redaktion hat ihn eigenmächtig gesetzt. Ich hatte einen anderen gewählt. Und ich würde den Text heute auch nicht mehr so schreiben. Die redaktionelle Verkürzung in der WELT hat den Text zusätzlich noch verschärft. Ich verstehe heute einiges besser, auch dank einiger toller Menschen, die ich auf Twitter kennengelernt habe, und die islamistischen Anschläge von damals belasten mich emotional nicht mehr so direkt. Dennoch kann und will ich mich nicht komplett von diesem Artikel distanzieren.

„Wie kannst Du Racial Profiling gut finden und #BLM im Header haben? Heuchler!“ So wurde es mir vorgeworfen. Dazu muss ich sagen: Ich habe damals bewusst von „Ethnischem Profiling“ gesprochen. Juden und Araber sind äußerlich nur durch Kleidung und Sprache zu unterscheiden und nicht anhand irgend welcher eingebildeten Menschenrassen. Und außerdem, wenn man den Text wohlwollend liest, dann steht dort eigentlich: Ethnisches Profiling funktioniert nicht außerhalb dieses Spezialfalls des Einkaufszentrums in Jerusalem, wo nach der harten Kontrolle an der Tür eben keine Unterschiede mehr gemacht werden und Juden und Araber zusammen mit der ganzen Familie bequem shoppen gehen und ihr Essen essen. Racial Profiling ist ethisch falsch und praktisch unbrauchbar. Ohne Ausnahme.

Also ja. Ich unterstütze #BLM. Ich werde es weiter tun. Und ich kenne meine Privilegien. Als „white passing“ in Europa und als Jude in Israel. Denn wer seine Privilegien nicht begreift, wer sich selbst nicht reflektiert, dessen Unterstützung ist sowieso nicht viel wert.

Klebt einen Gelben Stern drauf!

 

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Foto: Viktor Hardarson via Twitter

Der Europäische Gerichtshof EuGH hat entschieden: Israelische Produkte aus der Westbank (Judäa und Samaria) müssen gesondert markiert werden, um dem Verbraucher eine Entscheidungsmöglichkeit zu geben. Mit anderen Worten: Damit er gezielt „Siedlerprodukte“ boykottieren kann. Es geht bei der Markierung nämlich nicht um alle Produkte aus dem Gebiet, sondern nur um die, die von Juden oder jüdischen Unternehmen produziert werden. Und das steht sogar ausdrücklich in der Urteilsbegründung drin.

Ich weiß ja nicht wie andere das sehen, aber ich finde das bedenklich. So bedenklich, dass ich einen überspitzten Tweet auf Twitter dazu abgesetzt habe.

Wie hältst Du es mit den Siedlungen?

Ich habe viel Zustimmung dafür bekommen. Aber nicht nur. Ich wurde unter anderem gefragt: Bist Du für Siedlungen? Das ist die Gretchenfrage der Israelkritiker, die ihre Kritik für durchweg legitim und nicht antisemitisch halten.

Am 9. November, wenn Deutschland sich der Kristallnacht schämt und des Mauerfalls freut, kreucht so manche Deutschtümelei an die Oberfläche. Nicht nur dort, in ganz Europa freuen sich Nazis an diesem Tag. Manche sogar ganz besonders „kreativ“. Das Bild oben stammt aus Schweden von genau diesem Tag. Ein Naziarschloch hat jüdische Häuser mit Judensternen markiert. Daran musste ich denken, als ich vom EuGH-Urteil hörte: Es werden 2019 wieder gelbe Judensterne aufgeklebt.

Doch wie halte ich es mit den Siedlungen? Bin ich dafür? Bin ich dagegen? Das will ich nicht mit einem Ja oder Nein beantworten.

Siedlungen und Frieden

Es gibt in Israel einen Witz, der schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, aber leider immer wieder aktuell wird, so wie jetzt gerade zur Eskalation in Gaza. Der Witz geht so:

Ein Exil-Israeli ruft bei Freunden in Israel an und fragt:
– Was gibt’s Neues? Wie ist die Lage im Norden?
– Ach, schrecklich! Die Hisbollah rüstet unter den Augen der UN auf und wir warten nur, dass es wieder explodiert.
– Und wie in Gaza?
– Grauenvoll. Der Islamische Jihad schießt Raketen aus allen Rohren und dass noch keiner tot ist, grenzt an ein Wunder!
– Hmm, und in der Westbank?
– Och, da ist alles ruhig, da haben wir uns ja noch nicht unilateral zurückgezogen!

Und das ist leider die bittere Wahrheit. Die Siedlungen garantieren uns den Frieden, zumindest den kalten Frieden.

Judenrein? Juden raus!

Die nächste Wahrheit ist, dass es nicht sein kann, dass es einen weiteren Ort auf der Welt geben soll, an dem es ausgerechnet und nur Juden verboten sein soll, zu leben. Davon gibt es schon genug auf der Welt. Wer behauptet, die Siedlungen seien ein unüberwindbares Friedenshindernis, denn sie machen die Zwei-Staaten-Lösung, die die einzige Lösung sei, unmöglich, der behauptet, dass die Palästinenser nur einen „judenreinen“ Staat haben wollen und können. Wer das will, mit dem habe ich keine Basis für Friedensgespräche. Tut mir leid. Es gibt keinen Grund, warum diese Dörfer nicht auch Jüdisch-Palästinensisch werden können, so wie es arabische Dörfer mit arabischen Israelis in Israel gibt.

Hebron

Ein besonderes Augenmerk verdient in dem Zusammenhang Hebron. Das ist eine „Siedlung“, in der sich das Grab der Jüdischen Patriarchen befindet und die seit Jahrtausenden von Juden bewohnt wird mit nur einer einzigen Unterbrechung: Die etwa 20 Jahre, die Jordanien das Gebiet besetzt hielt und alle Juden aus Hebron ermordet oder vertrieben hat. Die zurückgekehrten Nachkommen der Überlebenden gelten heute als Siedler und die zugezogenen Araber, die die Häuser der Juden gestohlen haben, als Einheimische.

Wirtschaft und Arbeit für Palästinenser

In den von der PA kontrollierten Gebieten ist die PA auch der größte Arbeitgeber. Das erklärt auch einen Teil ihrer Macht. Die Siedlungen aber sind knapp dahinter, sie beherbergen Industrie und Landwirtschaft, die viel Arbeit für Palästinenser bietet. Sodastream war ein Beispiel dafür. Doch die BDS-Bewegung hat erreicht, dass die Fabrik aus den Siedlungen ins israelische Kernland umgezogen ist. Gelitten haben darunter hauptsächlich die Palästinenser. Ein Boykott der Siedlungsprodukte trifft also auch die, mit denen man sich solidarisch wähnt. Und was ist friedensstiftender, als gemeinsam zu arbeiten und zu leben?

So halte ich es mit den Siedlungen!

Wenn man meine Zeilen bis hier hin liest, dann stellt sich die Frage: Warum sage ich nicht einfach laut und deutlich, dass ich ein Freund der Siedlungen bin? Nun, das bin ich eben nicht.

Ich kenne die Siedlungen von innen

Ich war, im Gegensatz zu wohl fast allen, die mir die Gretchenfrage stellen, mehrfach in verschiedenen Siedlungen. Nicht alle sind gleich. Manche davon würde ich sofort räumen, andere sofort an das Israelische Staatsgebiet angliedern.

Schwerbewaffnet am Schabbat

In einer Siedlung habe ich mal einen ganzen Schabbat bei einer Familie verbracht. Der Vater der Familie war Leiter der Sicherheitsabteilung dort. Mitten in der Siedlung steht eine große, schöne Synagoge aber er geht jeden Schabbat zum Morgengebet mit ein paar Freunden in eine kleine, heruntergekommene Synagoge mit Einschusslöchern in der Fassade abseits des Orts direkt neben dem Grenzzaun zur Straße. Auf der anderen Seite dieser Straße ist ein arabisches Dorf. Er und seine Freunde gehen dort hin, um den Arabern gegenüber zu zeigen, dass der Anspruch auf diesen Teil der Siedlung alle sieben Tage der Woche gilt. Ich wurde eingeladen, mit zu gehen. Meine Neugierde war größer als meine Angst und wir marschierten schwer bewaffnet mit Sturmgewehren und einem gepanzerten Armeemobil in der Nähe zu der Synagoge. Ich mittendrin, unbewaffnet natürlich. Das Gebet fand auf Holzbänken mit angelehnten Gewehren statt. Es war surreal.

Ich bin nicht einverstanden mit vielen Siedlern

Diese Männer und ich haben politisch nichts gemein. Ich bin nicht einverstanden mit ihrem Auftreten und der Aggression, die ihre Entscheidung, dort zu wohnen in sich trägt. Ich bin kein Freund dieser Siedler.

Es gibt genügend moralisch vertretbare Gründe, warum man diese Menschen aus dem Dorf vertreiben wollen könnte, in dem sie leben. Dass sie Juden sind, ist aber keiner davon.

Malen nach Zahlen für Antisemiten

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Nehmen wir mal an, zwei Autos fahren jeweils in eine Menschenmenge. Ein Auto tötet dabei fünf Menschen und verletzt weitere. Das zweite verletzt einen Menschen leicht und wie durch ein Wunder wird niemand getötet.

Die Sache ist klar: Der Fahrer des ersten Autos ist ein Mörder und der des zweiten nicht. Oder etwa nicht?

Der Fahrer des ersten Autos hatte technische Probleme. Seine Bremsen haben versagt. Er hat eine Mitschuld, da er sich nicht gut um die Wartung seines Autos gekümmert hat und dann noch etwas zu schnell gefahren ist. Fahrlässige Tötung in fünf Fällen ist das.

Der Fahrer des zweiten Autos rief lautstark „Allah HuAkhbar!“ und trat aufs Gaspedal angesichts der Menschenmenge, wurde aber von einem Poller aufgehalten, der zum Schutz der Zivilisten aufgebaut wurde. Den Menschen, die er nicht getötet hat, kann man nicht vorwerfen, dass sie nicht gestorben sind, um ihren potentiellen Mörder zu dem zu machen, was er ist: Ein Mörder.

Genau das tun Menschen in sozialen Medien aber, wenn es um die Opfer auf beiden Seiten im Konflikt um den Gazastreifen mit der Hamas geht. Die Opferzahlen werden aufgerechnet und als Beweis genutzt, dass Israel übermäßig Gewalt anwendet gegen die friedfertige Hamas.

Aber: Die Hamas sind die Mörder, die auf Kindergärten zielen und sie nur fast nie treffen. Die IDF wiederum sind im schlimmsten Falle fahrlässig, wenn sie bei der Verteidigung unserer Sicherheit Menschen töten. Im Grunde aber ist es auch die Hamas, die diese Opfer zu verantworten hat: Sie missachtet die Genfer Konventionen zur Unterscheidung von Kombattanten und Zivilisten sträflich, versteckt militärisches Material in zivilen Einrichtungen und treibt die Menschen in Gaza aktiv in den Tod. Diese doppelten Mörder!

Bye, bye, Messi!

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Blutige Trikots, die keine Bedrohung darstellen sollen.

Argentinien hätte ein Testspiel gegen eine Israelische Auswahl vor der WM spielen sollen. Das Spiel hätte im Teddy-Stadion in Jerusalem stattfinden sollen. Ein Stadion nach modernen Standards, nicht benannt nach einem Kuscheltier, sondern nach dem ehemaligen Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek. Er hat die Stadt während seiner Amtszeit modernisiert und sie für immer geprägt.

Das Spiel wurde abgesagt. Terrorgruppen hatten die Spieler und ihre Familien direkt bedroht, falls sie nach Israel kommen und die BDS Bewegung hat eine Kampagne dagegen gestartet. Die Spieler um Lionel Messi haben sich daraufhin geweigert, nach Israel zu fahren.

Hier in Israel hat die Mannschaft aus Argentinien viele Fans, nicht nur aus den Reihen der Einwanderer aus dem südamerikanischen Land. Daher war das Testspiel auch nach weniger als 20 Minuten ausverkauft. Diese Menschen sind jetzt enttäuscht und wünschen Messi und seinen Mitspieler ein Vorrunden-Aus. Und nicht mehr den Sieg des WM-Titels.

Den hatte Diego Maradona 1986 mit Hilfe der „Hand Gottes“ gewonnen.

Und wo sonst als in Jerusalem sichert man sich diese himmlische Unterstützung? Auch damals hatte Maradona ein Testspiel vor der WM in Israel bestritten. Dieses Jahr wird es also nichts mit göttlicher Hilfe dank BDS und Terroristen, die Spieler und Familien bedrohen. Tja.

Holocaust-Witz

Es gibt Dinge, über die macht man keine Witze. Dazu gehört das Leid anderer. Aber es gibt Dinge, über die muss man Witze machen. Dazu gehört das eigene Leid, denn so wird es erträglicher.

In Israel und unter Juden weltweit gibt es daher furchtbar schreckliche Witze über den Holocaust. Geschmacklos und würdelos sind sie und das Lachen bleibt einem im Halse stecken, wie ein Jud…. Nein, den Satz führe ich nicht zu Ende.

Wenn ein Deutscher einen solchen Witz erzählt, dann gehört er angezeigt wegen Volksverhetzung. Und die Ausrede: „Aber die Juden erzählen solche Witze selbst!“ gilt nicht. Das ist übrigens genau der selbe Grund, warum sich Schwarze gegenseitig mit dem N-Wort ansprechen können und Weiße es nicht in den Mund nehmen dürfen.

Heute ist der Holocaust-Gedenktag in Israel. Was für einen besseren Tag gibt es für einen Juden und Nachkommen weggemordeter Juden, einen Holocaust-(Ausch)Witz zu erzählen?

Ein Holocaust-Überlebender stirbt im hohen Alter und tritt vor seinen Schöpfer. Er erzählt ihm einen Holocaust-Witz und lacht dabei lauthals. Gott spricht streng: „Mein Lieber, das ist nun wirklich überhaupt nicht witzig!“ Sagt der Überlebende: „Ach, Du hättest dabei sein sollen“

Und nun noch mal auf Englisch:

A holocaust survivor dies of old age and meets his maker in heaven. He tells him a holocaust joke and cracks up laughing. God says: „Listen, it’s not funny at all!“ The survivor replies: „Eh, you should have been there!“

„Anonymous“ will Israel aus dem Internet werfen – mal wieder

Anonymous OpIsraelVor fünf Jahren hat sich eine „Hacktivisten“ Gruppe formiert mit dem Ziel, Internetinfrastruktur und Webseiten aus Israel anzugreifen. Das erste Mal griffen sie am 7. April 2013 an. Der Anlass war der Abend des Israelischen Holocaustgedenktages. Seit dem wird jährlich zu diesem Datum ein konzertierter Angriff auf Israel gestartet. Die Hacker verwenden den Namen „Anonymous“, was aber nichts zu bedeuten hat. Jeder kann unter diesem Namen agieren. Die Leute, die hinter den Hackangriffen stecken, die als #OpIsrael bekannt sind, haben ihre eigene Agenda und sind auf der ganzen Welt verstreut. Der Name „Anonymous“ wird verwendet, um die eigene Identität zu verschleiern und dennoch als gut organisierte und schlagkräftige Gruppe zu erscheinen, die ernsthaft gefährlich werden kann. In den vergangenen Jahren hat #OpIsrael jedoch keinen signifikanten Schaden angerichtet und wurde vom israelischen National Cyber Bureau und anderen Experten als Fehlschlag eingestuft. Dennoch droht #OpIsrael jedes Jahr wieder zum 7. April mit Angriffen, die Israels Infrastruktur schwer treffen sollen.

Trotz der schlechten Erfolgsbilanz ist die Bedrohung ernstzunehmen. In den vergangenen Jahren wurden mehrere Webseiten „defaced“. Das heißt, deren Startseite wurde gegen propagandistisches Material ausgetauscht. Außerdem wurde versucht, sensible Daten bei Banken und Regierungsstellen zu stehlen und zu veröffentlichen. Dazu kamen orchestrierte DDoS Angriffe auf verschiedene Regierungsstellen und Unternehmen in Israel. Es wurden Datenbank-Hacks, Übernahme von Admin-Accounts und die bereits genannten Defacings versucht. Eine Liste mit Angriffszielen sowie empfohlene Angriffstechniken wurden offen im Internet veröffentlicht.

Ein Problem bei dieser Art Angriffen ist der Kollateralschaden, der bei Angriffen auf die eigentlichen Ziele entsteht. Netzwerkressourcen werden erschöpft, so dass in großen Teilen der Netze keine Bandbreite mehr zur Verfügung steht. In diesem Fall ist das gewünscht, denn #OpIsrael hat sich auf die Fahnen geschrieben, „Israel aus dem Internet zu radieren“ („erase Israel from the Internet“).

Die gute Nachricht ist, dass die öffentliche Ankündigung allen Betroffenen die Möglichkeit gibt, sich entsprechend vorzubereiten. Und während in der Vergangenheit schon die normale Nutzung des Internets zur regelmäßigen Überlastungen der Leitungskapazitäten geführt hat, da das knapp 4TBit/s schnelle MedNautilus Kabel die einzige Verbindung ins Internet war, so ist die Situation heute sehr viel besser. Seit die beiden neuen Unterseekabel JONA und Tamares, die zusammengenommen 55 TBit/s an zusätzlicher Bandbreite liefern und 2012 in Betrieb gingen, mehr und mehr Verbindungen ins Internet bereitstellen, erhöhte sich der verfügbare Puffer um mit großen Angriffswellen zurechtzukommen.

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Israel ist über das Mittelmeer mit dem Internet verbunden

Wegen der politischen Situation in der Region haben alle diese Kabel ausschließlich Landepunkte in Europa. Der gesamte Internetverkehr von und nach Israel läuft über Verteiler in Frankreich, den Niederlanden, Deutschland und England. Deshalb haben Israelische Internetanbieter leistungsfähige Sicherheitslösungen, wie das DDoS Secure von Allot, in Frankfurt, London und weiteren Standorten in Europa installiert. Die Angriffe konnten so bereits abgewehrt werden, bevor sie das Land überhaupt erreichten. Daher gab es keine spürbaren Auswirkungen.

Aber es taucht eine neue Bedrohung am Horizont auf: Da das IoT (Internet of Things) immer weiter wächst und die „smarten“ Geräte mit ständigem Internetanschluss immer mehr werden, entwickeln sie sich zu einem interessanten Ziel für Hacker. Sie werden häufig infiltriert um als Teil eines Botnetzes Ausgangspunkt für DDoS-Angriffe zu werden, genau wie die von #OpIsrael.

Dieser Trend wird die Anzahl an bösartig agierenden, gehackten Geräten innerhalb des Netzes eines Anbieters weiter erhöhen. Um diese Geräte zu identifizieren und damit in der Lage zu sein, Angriffe schon an der Quelle abzublocken, muss ein Betreiber sehen können, was in seinem Netz los ist. Solche Angriffe lassen sich nicht an den Außengrenzen des Netzes abwehren und bedürfen anderer Verteidigungsstrategien, wie etwa die Allot-Produkte IoTSecure.

Hacktivisten sind ein Phänomen, das so schnell nicht verschwinden wird. Aber es gibt Wege, sich zu verteidigen und seine Netze zu schützen: Man muss seine Webapplikationen absichern und auch auf Netzebene Schutzmaßnahmen implementieren. Wenn das getan ist, kann man sich entspannt zurück lehnen und die Show genießen.

Dieser Text erschien erstmals auf Englisch bei meinem Arbeitgeber auf http://blog.allot.com/opisrael2018/

Salonkolumnisten: Klagen um die Mauer und den Felsendom

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Die Kotel in Jerusalem

Alles dreht sich um die Kotel und den Felsendom: Das Zerwürfnis der Amerikanischen Juden mit Israel, die diplomatische Krise mit Jordanien, die Angriffe auf Synagogen in der Türkei und das Schweigen der Europäer zu dem ganzen Irrsinn. Hier mein Kommentar dazu auf dem Autorenblog „Salonkolumnisten„:

https://www.salonkolumnisten.com/klagen-um-die-mauer-und-den-felsendom/

Die arte/WDR Doku zu Judenhass ist online

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Wie die BILD an die Rechte gekommen ist oder ob sie es darauf ankommen lässt, weiss ich nicht. Aber sie haben die Doku auf ihrer Webseite veröffentlicht. Bis heute Mitternacht ist sie hier auf BILD Online zu sehen, umrandet von einem BILD Kommentar von Claas Weinmann und einer Schlussbemerkung vom Historiker Michael Wolffson.

Mir hat sie gefallen, auch wenn sie nicht sehr viel Neues für mich als Israeli zeigte. Das gezeigte Krankenhaus in Hadassa etwa kenne ich von innen. Dort ist mein erster Sohn geboren und die gemischte Belegschaft dort habe ich selbst so erlebt. Die erschreckende Situation in Frankreich war mir allerdings nicht so bewusst, und die Bilder und Stimmen aus Gaza waren auch erhellend. Ich hoffe, dass die Bevölkerung dort die Hamas eines Tages los werden kann. Menschen, die das wollen, gibt es dort offenbar zu genüge. Auch der Seitenhieb auf Todenhöfer hat mir sehr gefallen.

Ich kann nachvollziehen, dass man ihr Einseitigkeit vorwirft. Sie hinterfragt Antisemitische Mythen zur Staatsgründung Israels, aber nicht den Israelischen Narrativ. Allerdings wird der schon zu Genüge von Antisemiten hinterfragt, da muss eine Antisemitismusdokumentation nicht noch dabei helfen. Und inhaltliche Fehler wird man ihr schwerlich nachweisen können.

Die Doku gibt es auch auf Youtube. Ich hoffe, sie bleibt dort länger als 24h verfügbar. Denn sie ist wichtig und richtig!