Gut Schabbes Selfie – Re’eh

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Fluch und Segen beim Morgengebet heute

Fluch und Segen, das ist das Thema dieses Wochenabschnitts. Fluch und Segen sind viele, wenn nicht sogar alle Dinge im Leben. Je mächtiger sie sind, um so deutlicher wird es. Prominente Beispiele sind die Atomkraft, das Internet, Flugzeuge und vieles mehr. Und allen voran die Religion.

So ist es auch kein Wunder, wenn Moses uns sagt:

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„Siehe, ich lege euch heute Segen und Fluch vor“. Entgegen der üblichen Reihenfolge kommt bei ihm aber der Segen zuerst, denn Segen soll sie sein, Fluch ist die unausweichliche Nebenwirkung.

Und Flüche gibt es viele im Wochenabschnitt. Einer davon ist, dass du ein Familienangehörigen töten musst, wenn er von der Religion abfällt, fremde Götter anbetet und dich auch noch in den Schlamassel mit reinziehen will, sprich, dich zu bekehren trachtet.

Das ist grausam! Schrecklich! Und leider bis heute gelebte Realität in mindestens einer unserer Schwesterreligionen. Dabei müssen alle drei Tatbestände erfüllt sein und danach gibt es von den Rabbinern auferlegte Hürden, die es uns Juden bereits seit über 3000 Jahren unmöglich machen, dieses Gebot zu befolgen. Die Christen brauchten etwas länger, bis sie mit Renegaten freundlicher umsprungen.

Wir müssen uns alle aus allen Religionen auf den Segen konzentrieren. Das Fluchen schafft G’tt auch ohne Hilfe ganz gut, wie der Wochenabschnitt beweist.

Und dann ist der Lohn dafür, dass wir feiern können. Sei es nun Weihnachten, Ramadan oder die Jüdischen hohen Feiertage, die am Ende des Wochenabschnitts quasi als Wiedergutmachung aufgezählt werden.

Oder eben Schabbat. Schabbat Schalom!

 

Gut Schabbes Selfie – Pinchas

IMG_1273Mein letzter Gut Schabbes Selfie ist schon eine Weile her. Seit Pessach habe ich keinen mehr geschrieben. Ich weiss auch seit Pessach nicht so genau, zu welcher Parascha, also zu welchem Abschnitt ich etwas schreiben soll. Seit dem sind wir in Israel dem Rest der Welt einen Abschnitt voraus, denn währen wir schon Schabbat gefeiert haben, wurde ausserhalb Israels der letzte Tag von Pessach gefeiert. Wir lesen diese Woche „Pinchas“ während man etwa in Deutschland „Balak“ liesst (nein, nichts über Fussball). Bald werden zwei Abschnitte zusammen gelesen und so werden wir wieder eingeholt, aber diesen Schabbat noch nicht.

In Pinchas ist eine Stelle, die mir besonders gut gefällt. Es geht um fünf Damen: Machlah, Noah, Chogla, Milka und Tirza.
Sie fordern ihren Anteil am Land Israels ein, der ihnen verwehrt werden sollte, nur weil sie Frauen sind. Sie kamen zu Moses und verlangten ihr Recht. Moses sagte Nein. Sie kamen mit einem neuen Argument, und wieder sagte er Nein. Auch ein drittes Mal verwehrte er ihnen, was ihnen zustand. Danach erst konnten sie ihn überzeugen und er änderte seine Meinung.

Ist das nicht unglaublich? Moses, der größte aller Propheten sagt drei Mal Nein und diese mutigen Frauen widersprechen! Und er ändert seine Meinung, weil er versteht, dass sie Recht haben. Weil ihre Argumente gut sind, besser als seine!

Ausserdem sie sind die besseren Juden in dem Moment. Sie fordern ihren Anteil an Israel. Sie fordern, weiter zu gehen und nicht umzukehren. Sie wollen das jüdische Leben in Israel gestalten, während zur gleichen Zeit die Männer laut klagen über den Weg durch die Wüste und nach Ägypten zurück wollen.

Chabad, eine jüdische, chassidische Gruppe, die man wohl „ultra-orthodox“ nennen kann, schreibt auf ihrer Webseite (english) einen wunderbaren Text darüber, wie im Judentum die Frau bisher zu sehr unterdrückt wurde und dass uns der Wochenabschnitt Pinchas eines besseren belehren sollte.

Unsere Religion ist nicht statisch. G-tt sei Dank. Und nächste Woche lest ihr das auch ausserhalb Israels in der Synagoge.

Gut Schabbes Selfie – Vayakhel

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Immer dieser Nerd-Humor! Aus Teruma mach Vayakhel mit sed. Hinter dem sed-Link versteckt sich mein Zweitblog „Jetzt aber Shell!

Dieser Schabbat ist Wochenabschnitt Vayakhel und ausserdem ist heute Schabbat Schekalim. Das ist einer von etwa zehn Schabbaten, die eine eigene Bedeutung haben. Es geht diesen Schabbat um den Census, der am Monatsanafang danach genommen wurde. Ein halber Schekel von jedem. Daher der Name.

Moment mal! Darüber habe ich doch gerade letzte Woche geschrieben! Da hätte ich mir doch keine extra Mühe machen müssen und hätte einfach den letzten Selfie recyclen können! Denn letzte Woche lasen wir den Wochenabschnitt mit den halben Schekeln.

Recyclen ist ein gutes Stichwort. Der Abschnitt diese Woche ist eigentlich eine fast wortwörtliche Wiederholung vom Abschnitt Teruma. Dort stand drin, wie der Mischkan, also das Heiligtum gebaut wird und heute, dass er gebaut wird.

Und schon wieder wird uns der Schabbat befohlen! Dass ist gut, denn ohne den gäbe es ja auch keine Gut Schabbes Selfies von mir.

Schabbat Schalom!

Gut Schabbes Selfie – Ki Tisa

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Ein halber Schekel pro Kopf wird in diesem Wochenabschnitt von jedem eingesammelt. Schekel war damals aber keine Währung sondern eine Gewichtseinheit und war wohl etwa 16 Gramm. Nach aktuellem Silberpreis ist ein halber Schekel heute 3,50 Euro wert.
Der halbe Schekel auf meiner Stirn ist weniger wert. Aber darum geht es nicht. Es geht um das „jedem“. Menschen haben keinen festen Wert und können nicht gezählt werden. Wenn man also feststellen muss, ob man 10 Männer beisammen hat für einen Minjan, dann zählt man nicht die Menschen, sondern die Kippa auf den Köpfen. Die Idee ist hier die selbe. Durch die Silberkopfsteuer konnte ein Census gemacht werden. Daher war es auch so wichtig, dass jeder, egal ob arm oder reich, den selben Betrag geben musste.
Das Silber wurde benutzt, um die Handwerker zu bezahlen, die den Mischkan, das Heiligtum, gebaut haben. Das bedeutet: Jeder hat den selben Anteil am Heiligtum, egal welche Stellung in der Gesellschaft hat und wieviel Geld er hat. Und die Arbeiter wurden entlohnt und haben nicht für die Ehre, den Mischkan bauen zu dürfen, sich selbst ausgebeutet. Das gefällt mir.

Gut Schabbes Selfie – Mischpatim

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Keine Zeit und daher nur ein Witz. In diesem Abschnitt steht das Verbot von der Vermischung von Milch und Fleisch. Das hätte man auch anders interpretieren können und dann wären die Schnitzel, die ich da gerade brate, nicht möglich!

Und G’tt sprach zu Mosche: „Du sollst das Zicklein nicht kochen in der Milch seiner Mutter“ (Exodus 23:19)
Mosche: „Was? Wir dürfen Fleisch und Milch nicht zusammen essen?“
G’tt: „Du sollst das Zicklein nicht kochen in der Milch seiner Mutter“ (Exodus 34:26)
Mosche: „Wie bitte? Wir müssen getrenntes Geschirr für Fleisch und Milch benutzen?“
G’tt genervt: „Du sollst das Zicklein nicht kochen in der Milch seiner Mutter“ (Deutoronomus 14:21)
Mosche: „Und wir müssen sechs Stunden warten zwischen Fleisch und Milch??“
G’tt: „Ach, macht doch, was ihr wollt!“

Gut Schabbes Selfie – Jitro

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Zwei Tafeln zartbitter!

Der gute, alte Jitro. Ein Konvertit wie ich, der Moses die Leviten liest. Schon alleine deshalb gefällt er mir und ich fühle mich ihm verbunden. 😉 Er gab Mosche praktische Tipps, wie man als frischgebackener Religionsstifter mit so alltäglichen Problemen wie beispielsweise begriffsstutzigen Anhängern umgehen sollte.

Das wichtigste Ereignis in diesem Wochenabschnitt ist aber nicht Mosches Schwiegervater, es sind die beiden Tafeln, die Mosche vom Berg Sinai mitgebracht hat. Keine Schokoladentafeln wie im Bild, sondern Steintafeln mit den Zehn Geboten.

Aber Schokolade passt auch, vor allem, wenn sie bittersüss ist. Diese Zehn Gebote, die ersten fünf für das Verhältnis zwischen den Menschen und G-tt und die zweiten fünf für das Benehmen unter den Menschen. Bittersüsse Gebote sind es, denn sie sind zwar streng und resolut, aber ermöglichen uns ein ethisches Zusammenleben.

Das erste der zweiten fünf lautet: Lo tirzach! Die gängige Übersetzung „Du sollst nicht töten!“ ist, sagen wir mal, ungenau. Das hebräische Verb „razach“ wird nur für Mord und Menschenschlachtung verwendet. Notwehr, Töten im Krieg und auch das Schlachten von Tieren ist nicht Teil dieses Verbotes.

Wenn also jemand mit einem Messer auf einen Menschen los geht, und dabei erschossen wird, dann hat nur einer der Beteiligten dieses Gebot verletzt. Genau: Der mit dem Messer in der Hand. In dieser Woche traf es einen Arbeitskollegen von mir. Er hat überlebt, sein Angreifer auch. Baruch HaShem. Wenn gar keiner getötet wird, ist es irgendwie besser. Aber immer noch bitter. Ganz ohne süss.

Gut Schabbes Selfie – Beschalach

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„Manna Manna!“

Diese Woche in Beschalach lesen wir vom Manna, dem Essen, das aus dem Himmel regnete und die Israeliten in der Wüste ernährte. Am Freitag, also heute, gab es die doppelte Portion des himmilschen Brotes. Und daher feiern wir die Schabbatmahlzeiten nicht nur mit einer, sondern gleich mit zwei leckeren Hefezöpfen, Challah genannt. Und zwei mal Manna ist Manna Manna. (düdüüüü düdüdü)

Gut Schabbes Selfie – Bo

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Krasse Tfillin und Tallit!

Türlich, türlich, Sicher Dicker, es geht um Bo. Als ehemaliger Hamburger Jung denke ich natürlich bei diesem Wochenabschnitt an Fünf Sterne deluxe mit ihrem Bo-tastischen Frontman. Leider sind die Fünf immer seltener deluxe unterwegs, dabei haben sie einen Sprachwitz, den andere Rap-Kombos aus Deutschland vermissen lassen.

Der Pharao, so ein whacker Dicker auf seinem Thron, wollte die Israeliten nicht cruizen lassen, damit sie in der Wüste chillen können. Da hat Mosche ihn gedisst und mit krassen Plagen gebattelt, bis er mit seinen Homies endlich doch gehen durfte.

Und ab dann war seine Crew ein People. Und für die korrekte Streetcred in dem People brauchte man auch ein Outfit. Deswegen muss man sich jeden morgen so Bondage antun. Tfillin genannt. Das hat der Oberboss in Bo so gesagt.

Ausserdem bekamen wir hier den Job, einen Kalender zu entwickeln. Und wie krass das ist, erkläre ich wöchentlich bei lilmod.org.

Gut Schabbes Selfie – Vayechi

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Heute feiern die beiden größten Weltreligionen den Geburtstag ihrer Propheten. Die Christen Weihnachten, die Muslime Mawlid an-Nabi. Der Mondkalender der Muslime macht es möglich, dass der Geburtstag durch das Sonnenkalenderjahr wandert und nun auf den 25. Dezember fällt.

Nur wir Juden, wir feiern etwas anderes. Wir feiern Schabbat. Diese Woche lesen wir den Wochenabschnitt Vayechi, der zudem der letzte im Ersten Buch Mose ist. Und dieser Abschnitt ist voll von Prophetie und harten Urteilen. Jakob stirbt und ruft seine 12 Söhne zu sich und jeder bekommt zum Abschied noch einen Segen, der in den meisten Fällen mehr eine Abreibung ist.

Diese 12 Söhne waren alle Gerechte (Zadikim), sagen unsere Gelehrten. Jedoch wenn man die Torah liest, waren sie vor allem Menschen mit Fehlern, teilweise schlimmen Fehlern, so wie nur Menschen sie haben.

Die heutigen Geburtstags-Propheten waren nach Ansicht ihrer Anhänger perfekte, g-ttgleiche Wesen, deren Beispiel man folgen soll. Das missfällt mir. Ich finde es gut, dass alle unsere Propheten Menschen waren. Denn es gibt nur einen G-tt, HaSchem Echad.

Gut Schabbes Selfie – Vayigasch

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Eliyah (träumend)

Josef, eine tragische Figur. Diesen Wochenabschnitt lesen wir, wie sich Josefs Traum aus dem Abschnitt Vayeshev erfüllt. Damals träumte Josef, dass seine Brüder sich vor ihm niederwerfen und nun, da es passiert, ist Josef am Ziel?

Als er seinen Traum träumte, war er der Liebling seines Vaters. Besonders durch das besondere, farbenfrohe Kleidungsstück, das sein Vater ihm schneiderte, war es deutlich für alle sichtbar.

Josef überlebte die Gefangenschaft in Ägypten nur, weil er Träume deuten konnte. Wenn man sich die drei genannten Träume ansieht, die des Bäckers, des Weinschenk und des Pharao, dann muss man leider feststellen, dass für die Deutung nicht viel Phantasie vonnöten war. Diese Träume waren alle ziemlich unmissverständlich. Mit G-ttes Hilfe hat er erkannt, dass diese Träume wahrhaftige Visionen sind und hat sie quasi handwerklich geschickt in die Praxis übersetzt.

Tragischerweise hat er seine eigenen Träume falsch, zu phantasievoll gedeutet. Er dachte wohl, er wäre der nächste Führer des Stammes Israel, der Statthalter Jakobs, dessen Liebling er war. Doch es wurde Jehuda. Sein Traum ist genau so praktisch in Erfüllung gegangen, wie die anderen. Die Brüder haben sich tatsächlich vor ihm als König Ägyptens in den Staub geworfen.

Jehuda, der in der vorletzten Woche noch der Hurengänger war, zeigt diese Woche wahre Stärke. Er steht zu seinem Wort und ist bereit, sein Leben für das seines Bruders zu geben. Andere Träume übersetzen und als Pharao umsetzen, das konnte Josef. Aber die Zukunft gehörte ihm nicht.