Mein letzter Gut Schabbes Selfie ist schon eine Weile her. Seit Pessach habe ich keinen mehr geschrieben. Ich weiss auch seit Pessach nicht so genau, zu welcher Parascha, also zu welchem Abschnitt ich etwas schreiben soll. Seit dem sind wir in Israel dem Rest der Welt einen Abschnitt voraus, denn währen wir schon Schabbat gefeiert haben, wurde ausserhalb Israels der letzte Tag von Pessach gefeiert. Wir lesen diese Woche „Pinchas“ während man etwa in Deutschland „Balak“ liesst (nein, nichts über Fussball). Bald werden zwei Abschnitte zusammen gelesen und so werden wir wieder eingeholt, aber diesen Schabbat noch nicht.
In Pinchas ist eine Stelle, die mir besonders gut gefällt. Es geht um fünf Damen: Machlah, Noah, Chogla, Milka und Tirza.
Sie fordern ihren Anteil am Land Israels ein, der ihnen verwehrt werden sollte, nur weil sie Frauen sind. Sie kamen zu Moses und verlangten ihr Recht. Moses sagte Nein. Sie kamen mit einem neuen Argument, und wieder sagte er Nein. Auch ein drittes Mal verwehrte er ihnen, was ihnen zustand. Danach erst konnten sie ihn überzeugen und er änderte seine Meinung.
Ist das nicht unglaublich? Moses, der größte aller Propheten sagt drei Mal Nein und diese mutigen Frauen widersprechen! Und er ändert seine Meinung, weil er versteht, dass sie Recht haben. Weil ihre Argumente gut sind, besser als seine!
Ausserdem sie sind die besseren Juden in dem Moment. Sie fordern ihren Anteil an Israel. Sie fordern, weiter zu gehen und nicht umzukehren. Sie wollen das jüdische Leben in Israel gestalten, während zur gleichen Zeit die Männer laut klagen über den Weg durch die Wüste und nach Ägypten zurück wollen.
Chabad, eine jüdische, chassidische Gruppe, die man wohl „ultra-orthodox“ nennen kann, schreibt auf ihrer Webseite (english) einen wunderbaren Text darüber, wie im Judentum die Frau bisher zu sehr unterdrückt wurde und dass uns der Wochenabschnitt Pinchas eines besseren belehren sollte.
Unsere Religion ist nicht statisch. G-tt sei Dank. Und nächste Woche lest ihr das auch ausserhalb Israels in der Synagoge.
Aber allerlatürnichst waren die drei Weiberargumente („gib her!, hier!, jetzt!“) etwa ziemlich genauest um den Faktor Drei besser als das Kerlargument („später, später!“).
Noch’n Beweis, dass die Tojre die Welt nicht so abbildet, wie sie sein sollte, sondern haargenau so, wie sie leider nun mal ist.
Trotzdem a guttn Schabbes 🙂
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