
Heute ist es sechs Jahre her, dass ich nach Israel eingewandert bin. Man nennt das Aliyah, also einen Aufstieg in die Heimat.
Meine Schwester Nelli hat mich damals begleitet und mir geholfen, mein erstes Zimmer in einer WG zu beziehen. Die Fotos von damals findet man auf Flickr. Zu sehen ist dort mein erster Ice-Aroma, mein erstes WG-Zimmer, und natürlich meine Schwester und ich.
Am Flughafen Ben Gurion wird man als Neueinwanderer persönlich noch vor der Passkontrolle abgeholt und in einen Bereich gebracht, in dem man seine ersten israelischen Ausweisdokumente und etwas Bargeld erhält. Das Foto weiter oben ist von dort und auf dem Schild im Hintergrund steht in vielen Sprachen „Willkommen Zuhause“.
Für mich war die Aliyah, die Einwanderung nach Israel, tatsächlich ein Nachhausekommen. Als ich heute mit meiner Mutter über das Jubiläum sprach, sagte sie: „Sehr interessant, Du bist nicht ausgewandert, sondern ein. Heute ist der 10.1. und am 11.2. haben wir [meine Mutter und ich] die DDR verlassen, vor 38 Jahren. Weil Du eingewandert bist, zieht Dich nichts mehr zurück. Ich wollte immer nach Berlin zurück.“
Das stimmt. Aber egal ob Aus- oder Einwanderung, beides ist nicht leicht und ohne Hilfe von anderen keine Freude. Ich hatte viele Hilfen und bei denen möchte ich mich gerne bedanken (Reihenfolge irgendwas zwischen zufällig und chronologisch und nicht vollständig):
- Meine Frau Jenny, die mir, obwohl wir damals noch nicht mal verlobt waren und sie alles andere wollte, als mich ziehen lassen, mir unglaublich beim Packen half.
- Meine Schwester Nelli, die sich ein Flugticket kaufte, mir ihre Inklusivkilos an Gepäck überliess und mit mir die Reise gemacht hat.
- Meine erste WG, allen voran Shalva, die mich in allem alltäglichen unterstützte und den Grundstein für viele Freundschaften gelegt hat.
- Meinem damaligen Arbeitgeber LWLcom in Bremen, weil sie mich eingestellt haben, obwohl ich gerade im Begriff war, das Land zu verlassen. So kam ich an und hatte gleich einen Job und mein WG-Zimmer war mein Büro.
- Die Jewish Agency, die mein Flugticket bezahlt hat (Wie jedem Neueinwanderer, daher weiter unten in der Liste…)
- Frank und Lilach, die immer mein Anker waren in Israel und die mich kurz nach meiner Ankunft zum Sandak ihres ersten Sohnes Adam gemacht haben. Adam ist heute sechs Jahre alt und damit meine persönliche Aliyah-Uhr.
- Tamir, der mich durch juristische Untiefen sicher geleitet hat und leitet.
- Familie Wasser, die für mich und meine kleine Familie hier eine Art Ersatzfamilie geworden sind. Ob zu Feiertagen oder Schabbaten, wir sind immer wieder bei ihnen in Jerusalem zu Besuch. Ausserdem haben sie die Beschneidung unserer beiden Söhne in ihrem Haus organisiert.
- Und natürlich wieder Jenny, meiner Frau, die mich besuchte, sich einen Verlobungsring abgeholt hat und dann tatsächlich hinterhergekommen ist. Ich liebe Dich!
Und ich danke allen, die mich in Deutschland vermissen und sich gleichzeitig für mich freuen, dass ich nun Zuhause bin. In Israel. Allen voran meiner Familie, aber natürlich auch meinen Freunden, Kollegen, Betgenossen in der Synagoge und ehem. Arbeitskollegen.