Die FIFA WM in Russland beginnt bald und eigentlich kann man diese Veranstaltung nicht guten Gewissens unterstützen. Russland ist ein nationalistischer Tyrannenstaat mit einem Putin an der Spitze, der Oppositionelle und Journalisten ermorden lässt, das Völkerrecht in der Ukraine mit Füßen tritt und in Syrien einen Diktator tatkräftig unterstützt, der sein eigenes Volk abschlachtet.
Die FIFA wiederum ist ein korrupter Haufen, dem Geld wichtiger ist als Menschenrechte, als Menschenleben gar.
Die einzig richtige Antwort darauf ist Boykott. Oder etwa nicht?
Menschenverachtender Boykott
Ich habe Schwierigkeiten mit Boykottaufrufen aller Art. Zum einen erinnert es zu sehr an das „Kauft nicht bei Juden!“ der Nazis. Es gibt also den bösen, menschenverachtenden Boykott. Aber gibt es auch den guten?
Dummer Boykott
Die Antisemiten von der BDS rufen zum Boykott des Staates Israel auf. Sie beginnen dabei mit Produkten, die aus den sogenannten Siedlungen, also Jüdischen Ortschaften in Judäa und Samaria stammen. Mal angenommen, BDS hätte doch ein hehres Ziel und das wäre, wie sie behaupten, für die Palästinenser und ihre Rechte einzutreten. Auch dann ist der Boykottaufruf kontraproduktiv, denn er trifft als aller erstes Palästinenser, die dadurch ihren Job verlieren. So geschehen bei Soda-Stream und anderen Zielen des Boykotts. Es gibt also auch den dummen Boykott, aber gibt es auch den wirksamen?
Wirksamer Boykott
Der Lebensmittelmarkt in Israel ist zwar klein, aber lukrativ. Die Preise hier sind extrem hoch und vor allem Produkte aus Milch sind teuer. Diesen Markt teilen sich zum Großteil zwei Molkereikonzerne untereinander auf und sie stehen im Verdacht, Preisabsprachen zu machen und ihr Oligopol zum Nachteil der Kunden, also auch zu meinem, auszunutzen. Um das zu brechen, hat man sich ein kluges Boykottmodell ausgedacht: Man boykottierte gemeinsam abwechselnd für je eine Woche den einen Anbieter und dann den anderen. Da Milchprodukte verderben, schadete man so beiden Unternehmen gleichermaßen. Der Boykott war zeitlich begrenzt und boykottierte auch nicht ein Unternehmen direkt sondern ein Oligopol. Über die Wirksamkeit kann man sich streiten. Ich glaube, er hat Wirkung gezeigt. Die Preise sind mindestens stabil geblieben oder sogar gefallen. Aber auch wenn nicht, der Ansatz ist gut.
Es kann ihn eben doch geben, den guten, wirksamen Boykott. Meiner Meinung nach ist der wichtigste Faktor dabei die zeitliche Begrenzung. Die muss bestenfalls absolut sein (etwa in Wochen) oder zumindest das kurzfristige Erreichen eines realistischen, genau definierten Ziels sein, das den Boykott beendet.
Boykottieren und Spiele genießen!
Die WM in Russland muss man boykottieren. Aber nicht, indem man sich selbst kasteit und sich der Freude entsagt, bei den Spielen mitzufiebern. Es reicht, einfach keine Waren der FIFA Werbepartner zu kaufen, so lange die Spiele andauern. Das ist gar nicht so schwierig. Es gibt sogar eine Liste im Internet von der FIFA selbst. Und falls man mal vergisst, was man nicht kaufen soll, dann helfen die kurzen Informationsvideos zur Halbzeitpause und die Informationstafeln am Spielfeldrand, sich daran zu erinnern. Und wenn die WM vorbei ist, geht man wieder zu Mecces und isst einen Burger mit Cola, wenn es denn sein muss. 🍔🍟