Es war der 11. Oktober im Jahre 1998, als ein gewisser Herr Walser in der Paulskirche zu Frankfurt die „Antisemitismuskeule“ erfand. Das Wort dient bis heute dazu, Menschen mundtot zu machen, die Antisemiten als Antisemiten bezeichnen. Es beschreibt den Vorwurf, dass man durch voreiliges Bezeichnen eines Antisemiten als solchen den Antisemitismus an sich verharmlost. Da meist Betroffene den Antisemitismus anprangern, wollte Walser also die armen Juden vor sich selbst schützen.
Sie ist ein wunderbares Totschlagargument, diese Keule, denn sie beendet eine Diskussion, bevor sie überhaupt begann. Und ironischerweise wirft sie genau das vor: Jemanden oder etwas als antisemitisch zu brandmarken, würde den Betroffenen so weit diskreditieren, dass Argumente keine Chance mehr hätten.
Einer der Grundfehler dieses Konstrukts ist, dass in Deutschland Antisemitismus mit sechs Millionen toten Juden beginnt. Alles darunter ist entweder Israelkritik oder Religionskritik oder einfach eine Tatsache. Wer als Antisemit bezeichnet wird, ist also gefühlt ein sechsmillionenfacher Mörder.
Wir Juden dürfen also keine Antisemitismuskeule mehr schwingen. Wenn wir beklagen, dass wir mit Hass konfrontiert sind, dann verharmlosen wir Antisemitismus, ersticken die Diskussion und diskreditieren Israelkritiker und andere ehrbare Menschen. Schrecklich.
Der Gebrauch dieser Keule ist den Nichtjuden mit reinem Gewissen vorbehalten. So wie dem nicht-mehr-so-jungen und immer-noch-naiven Tilo Jung in seinem Tweet:
https://twitter.com/TiloJung/status/1097191506023247872
Was kommt als nächstes, BILD? „Was genau am Judentum den Leuten Angst macht“? Ihr habt nichts vom historischen und aktuellen Antisemitismus gelernt, den ihr angeblich bekämpft – Tilo Jung via Twitter
Dabei ist er doch selbst ein Antisemit, der anderen Antisemiten den Hof macht. Aber das darf ich nicht sagen. Bin ja kein Nichtjude (mehr).

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