Man kann ja vom Siedlungsbau halten, was man will. Ich selbst bin auch kein uneingeschränkter Freund davon, vor allem illegal errichtete Siedlungen sind untragbar und müssen zerstört werden und werden auch regelmässig von der Israelischen Verteidigungsarmee zerstört. Aber wenn beispielsweise in Gilo, ein Stadtteil Jerusalems, der von hauptsächlich jüdischen Israelis bewohnt ist, in allen geschmiedeten Teilungsplänen Israel zugesprochen werden soll und nur zufällig hinter den Grenzen von 1967 liegt, die eigentlich nur eine Waffenstillstandslinie aus einem Israel aufgezwungenem Krieg ist, gebaut werden soll, dann wünsche ich meinen Nachbarn dort wunderschöne neue Wohnungen. Das sehen Israelfeinde und Freunde auf der Welt zwar anders, aber weder Feinde noch Freunde kann man sich als Staat aussuchen.
Jetzt werden wieder neue Wohnungen in Stadtteilen gebaut, die hinter der auch „Grüne Linie“ genannten Waffenstillstandslinie liegen und SPON echauffiert sich erwartungsgemäss. Soll sein. Was mich an dem Artikel aber so stört, ist die perfide Schuldumkehr schon in der Überschrift. Der Tod des bestialisch ermordeten Mädchens, das mit seinen Eltern an einer Strassenbahnhaltestelle wartete und nur drei Monate alt wurde, wird Netanjahu angelastet und nicht dem Mörder, der sein Auto zur Waffe machte und es absichtlich in eine Gruppe wartender Zivilisten steuerte. Noch dazu wird dieser Mord gleichgesetzt mit einem tragischen Unfall mit Fahrerflucht, bei dem eine fünfjährige Araberin getötet wurde und als Reaktion darauf gerechtfertigt. Die Fahrerflucht war aber nur ein Schutz vor dem drohenden Lynchmord und der Fahrer stellte sich der Polizei.
Der Mörder aber wird heroisiert. SPON schreibt: „Die Polizei erschoss den 21-Jährigen bei seinem Fluchtversuch zu Fuß und bezeichnete ihn als Terroristen.“ Was ist er denn sonst? Ein ambitionierter Autofahrer mit politischen Absichten?
Danke SPON, für diesen Lumpenartikel.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/israel-netanjahu-provoziert-ostjerusalem-a-999649.html