Die Angst vor dem Terror, jeden Tag

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„A gute woch“ oder „shavua tov“ wünscht man sich, wenn der Shabbat vorbei ist. Doch diese Woche wünschten wir uns eine sichere Woche. Während mein Mann am Samstag Nachmittag in der Synagoge zum Nachmittags- und Abendgebet war, war ich mit den Kindern am aufwachen nach dem Mittagsschlaf, oder auch Schabbesschluf genannt. Wir spielten, lasen ein Buch über Tiere, die fröhlich, bockig und ängstlich sind. Ich ahnte jedoch nicht, dass mich dieses Gefühlschaos auch erwartet.

Die Uhr zeigte auf 17:20. Da sagte ich zu meinem Älteren: „nun ist Shabbat zu Ende“. Er entgegnete: „jetzt kann ich Jeep gucken!“, ein Zeichentrick mit Autos mit großen Rädern. Ich habe schon erwartet, dass dieser Satz kommt. Da wir den Schabbat einhalten, weiss er, dass wir an diesem Tag kein Telefon, Computer etc. benutzen.

Ich  holte als erstes mein Handy, um zu schauen, ob wir was wichtiges verpasst haben. Ich sah mehrere Anrufe von Freunden und Nachbarn, alle etwa zum selben Zeitpunkt und wunderte mich, warum sie uns zum Henker am Schabbat anrufen?!

Also rief ich zurück und erfuhr, dass es einen Terroranschlag in Ra’anana gab, keinen Kilometer von unserem Haus entfernt. Der 20-Jährige Attentäter, der sich illegal aus dem Westjordanland nach Israel eingeschleust hat, kam mit einem Komplizen hierher und stach auf der Strasse auf mehrere Menschen ein und verletzte drei von ihnen.

Meine Nachbarin, die im Sommer aus Slovenien nach Israel kam, weil ihr Mann hier nun in der ersten israelischen Fussball Liga für Hapoel Ra’anana spielt, kam vorbei. Sie erzählte mir, dass sie kurz vor dem Anschlag im Park mit ihrer zweijährigen Tochter war und jetzt sehr ängstlich und verunsichert ist.

Ich kann ihre Sorge natürlich teilen. Doch für uns ist es Alltag. In Israel ist das Alltag. Seit fast 70 Jahren gibt es in Israel Anschläge. Als wir vor fünf Jahren nach Israel zogen, war uns das klar. Meine Sorgen ist jedoch eine andere. Wie die meisten Israelis hoffe ich, dass es endlich Frieden gibt mit den Palästinensern im Westjordanland und Gaza.

Aber die neuste Umfrage zu den Messerattacken seit diesem Sommer zeigt, dass sich zwei Drittel der Palästinenser diese Angriffe auf Israelis gutheissen.

Wie sollen wir unter solchen Voraussetzungen eine Lösung für den Konflikt finden?

Hapoel Ra’anana hat heute 1:0 gegen Bnei Sakin, den einzigen arabischen Club in der israelischen Liga, gewonnen. Der Mann meiner Nachbarin hat mitgespielt.

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