Ẁas bedeutet es für eine Frau, Karriere zu machen? Vor allem in der Politik?

Zu diesem Thema gab es gestern eine Diskussionsveranstaltung mit der Knessetabgeordneten Ksenia Svetlova in Tel Aviv (auf Russisch). Sie gehört zwar einer anderen Partei an als ich, aber das Thema interessiert mich. Daher fuhr ich zu der Veranstaltung.
In dem Gespräch erzählte sie über ihren Weg in die Politik und insbesondere darüber, welche Steine ihr als Frau in den Weg gelegt wurden.

Bevor sie ihre politische Kariere im Jahr 2015 startete, war sie eine sehr erfolgreiche israelische Journalistin. Sie hat Arabisch studiert und arbeitete viele Jahre für den russisch-israelischen Sender „9tv„. Während ihrer Arbeit dort ist es ihr im Jahre 2002 gelungen, als einzige Israelische Journalistin ein Interview mit dem gerade ernannten Finanzminister der Palästinensischen Autonomiegebieten Salam Fayyad zu führen, obwohl er in den ersten Monaten seiner Arbeit allen Anfragen von Journalisten grundsätzlich abgelehnt hat. Er wurde als Hoffnung für den Frieden gehandelt, da er einen neuen Kurs gegenüber Israel wollte und gegen die Korruption in den PA gekämpft hat.
Sie hat über Monate tagtäglich sein Büro angerufen und auf Arabisch gefragt, ob sie für einen israelischen Sender ein Interview machen kann. Irgendwann war seine Sekretärin so genervt, dass sie ihr verriet, wo er sich am nächsten Tag mit einer europäischen Delegation aufhalten würde. Ksenia fuhr also mit einem Kameramann nach Ramallah, mitten während der zweiten Intifada und schaffte es so, ein Exklusivinterview zu führen.

Sie erzählte über noch viele andere Erfahrungen in Gaza und in der arabischen Welt als Journalistin. Vor allem erzählte sie, dass sie bei jedem Schritt ihrer Karriere unterschätzt und nicht ernst genommen wurde. Der Grund war, dass sie eine Frau war.
Sie berichtete auch, wie sie 2014 von Tzipi Livni gefragt wurde, ob sie für Tzipis Partei Hatnuah (als Teil der Zionistischen Union) bei der nächsten Knessetwahl kandidieren will. Die ganze Geschichte war sehr spannend aber was für mich am interessantesten war, waren die Geschichten aus dem Innenleben der Knesset. Die anfängliche Abneigung gegen sie von Seiten der Männer war sehr groß. Sie musste darum kämpfen, ihre Sprechzeit, die ihr in den Ausschüssen zustand, auch zu bekommen. Mühsam lernte sie, dass sie ohne die anderen zu unterbrechen, nie zu Wort kommen würde.
Es kamen viele interessante Fragen von den Gästen. Eine Frau fragte etwa, welche Gesetze leicht und welche schwer durch Abstimmungen zu bekommen sind. Schwierige Themen für Gesetze sind ihr zufolge Wirtschaftsthemen, die große Unternehmen direkt betreffen. Aber es gibt auch einfache Gesetze, die ohne lange Vorbereitung durchs Parlament gehen. Allerdings ist deren Nutzen oft zweifelhaft. So hat etwa der Likudabgeordnete Oren Hazan (der mit dem peinlichen Trumpselfie) im letzten Jahr ein Gesetz eingebracht, demzufolge Israel offiziell nur noch „Medinat Israel“ (der Staat Israel) genannt werden darf. Für so ein triviales Gesetz riskiert niemand eine Koalition, auch wenn es absolut sinnlos Kosten für Formularneudrucke und mehr nach sich zog. Als hätten wir sonst keine Probleme…
