Argentinien hätte ein Testspiel gegen eine Israelische Auswahl vor der WM spielen sollen. Das Spiel hätte im Teddy-Stadion in Jerusalem stattfinden sollen. Ein Stadion nach modernen Standards, nicht benannt nach einem Kuscheltier, sondern nach dem ehemaligen Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek. Er hat die Stadt während seiner Amtszeit modernisiert und sie für immer geprägt.
Das Spiel wurde abgesagt. Terrorgruppen hatten die Spieler und ihre Familien direkt bedroht, falls sie nach Israel kommen und die BDS Bewegung hat eine Kampagne dagegen gestartet. Die Spieler um Lionel Messi haben sich daraufhin geweigert, nach Israel zu fahren.
Hier in Israel hat die Mannschaft aus Argentinien viele Fans, nicht nur aus den Reihen der Einwanderer aus dem südamerikanischen Land. Daher war das Testspiel auch nach weniger als 20 Minuten ausverkauft. Diese Menschen sind jetzt enttäuscht und wünschen Messi und seinen Mitspieler ein Vorrunden-Aus. Und nicht mehr den Sieg des WM-Titels.
Den hatte Diego Maradona 1986 mit Hilfe der „Hand Gottes“ gewonnen.
Und wo sonst als in Jerusalem sichert man sich diese himmlische Unterstützung? Auch damals hatte Maradona ein Testspiel vor der WM in Israel bestritten. Dieses Jahr wird es also nichts mit göttlicher Hilfe dank BDS und Terroristen, die Spieler und Familien bedrohen. Tja.
Mein letzter Gut Schabbes Selfie ist schon eine Weile her. Seit Pessach habe ich keinen mehr geschrieben. Ich weiss auch seit Pessach nicht so genau, zu welcher Parascha, also zu welchem Abschnitt ich etwas schreiben soll. Seit dem sind wir in Israel dem Rest der Welt einen Abschnitt voraus, denn währen wir schon Schabbat gefeiert haben, wurde ausserhalb Israels der letzte Tag von Pessach gefeiert. Wir lesen diese Woche „Pinchas“ während man etwa in Deutschland „Balak“ liesst (nein, nichts über Fussball). Bald werden zwei Abschnitte zusammen gelesen und so werden wir wieder eingeholt, aber diesen Schabbat noch nicht.
In Pinchas ist eine Stelle, die mir besonders gut gefällt. Es geht um fünf Damen: Machlah, Noah, Chogla, Milka und Tirza.
Sie fordern ihren Anteil am Land Israels ein, der ihnen verwehrt werden sollte, nur weil sie Frauen sind. Sie kamen zu Moses und verlangten ihr Recht. Moses sagte Nein. Sie kamen mit einem neuen Argument, und wieder sagte er Nein. Auch ein drittes Mal verwehrte er ihnen, was ihnen zustand. Danach erst konnten sie ihn überzeugen und er änderte seine Meinung.
Ist das nicht unglaublich? Moses, der größte aller Propheten sagt drei Mal Nein und diese mutigen Frauen widersprechen! Und er ändert seine Meinung, weil er versteht, dass sie Recht haben. Weil ihre Argumente gut sind, besser als seine!
Ausserdem sie sind die besseren Juden in dem Moment. Sie fordern ihren Anteil an Israel. Sie fordern, weiter zu gehen und nicht umzukehren. Sie wollen das jüdische Leben in Israel gestalten, während zur gleichen Zeit die Männer laut klagen über den Weg durch die Wüste und nach Ägypten zurück wollen.
Chabad, eine jüdische, chassidische Gruppe, die man wohl „ultra-orthodox“ nennen kann, schreibt auf ihrer Webseite (english) einen wunderbaren Text darüber, wie im Judentum die Frau bisher zu sehr unterdrückt wurde und dass uns der Wochenabschnitt Pinchas eines besseren belehren sollte.
Unsere Religion ist nicht statisch. G-tt sei Dank. Und nächste Woche lest ihr das auch ausserhalb Israels in der Synagoge.
danke für Ihre Kolumne auf SPON mit dem Titel „Israel? Da war doch was!„. Sie analysieren richtig, dass der Antisemitismus in Deutschland wächst, und wundern sich, wie das sein kann. Denn, offenbar im Gegesatz zu den Flüchtlichen, über die Sie auch sprechen, unterscheiden sich „jüdische Europäer in so gut wie nichts von nichtjüdischen Europäern„. So schreiben Sie.
Ist das ein Kriterium? Hasst man Menschen, weil sie anders aussehen? Oder riechen, wie Sie es nennen?
Der größte Rivale für die Fans eines Fussballklubs sind nicht irgend welche weit entfernte Clubs, sondern die, die am nächsten dran sind: Ein Bayern München Fan hasst nichts mehr als den TSV 1860 München (falls sie jemals wieder in die 1. Bundesliga zurückkehren sollten) und einem St. Pauli Fan ist kein Verein so zuwider wie der HSV. Spielen diese Clubs gegeneinander, ist das nicht nur ein Spiel, es ist ein Derby.
Zugegeben, St. Pauli Fans riechen vielleicht anders als HSV Fans. Jeder stinkt auf seine Weise. Die einen nach Bier und Pisse und die anderen nach Bier und Gras. Aber Hamburger Jungs und Mädels sind sie alle.
Zum Ende hin schreiben Sie „Israel, hab ich auch keine Ahnung“ und „Ich wäre wie immer sehr erfreut über Ihre Meinung, und vielleicht auch über die Gründe, die Ihnen einfallen„. Ihr Wunsch ist mir Befehl.
Ich freue mich über das erfrischende Geständnis, dass Sie keine Ahnung haben. Ich würde mir gerne öfter wünschen, dass Menschen sich mangelndes Hintergrundwissen eingestehen, was keine Schande ist, sich daher eine eigene Meinung verkneifen und einfach mal ahnungslos, mit anderen Worten, offen für Argumente sind. Sie sind zwar Autorin und Journalistin und Recherche von Hintergrundinformationen ist Ihr Handwerk, aber da Sie eine Kolumne schreiben, gelten andere Masstäbe. Daher gefällt mir diese Aussage ausgesprochen gut.
Die Suche nach Gründen für Antisemitismus in Deutschland füllen unzählige Doktorarbeiten und beschäftigen ganze Institute. Ich will deren Arbeit nicht marginalisieren, aber Antisemitismus hat in Deutschland und Europa einfach Tradition. Vielleicht weil wir Juden so ähnlich sind? Luther war einer, die katholische Kirche auch, die Bildungsbürger, die einfachen Arbeiter, einfach alle. Der Holocaust war der Gipfel dieses Ressentiments und macht es bis heute unmöglich, das mörderische am Antisemitismus auszublenden. Daher ist er nicht mehr so locker flockig en vogue wie früher. Aber er ist immer noch da und weicht auf Nebenschauplätze wie „Israelkritik“ aus. Doch je länger der Holocaust zurück liegt, um so unverschämter plustert er sich in der Öffentlichkeit auf. Und die Flüchtlinge, die Sie angesprochen haben, verstärken das Ganze noch.
Danke also für Ihre offene Ahnungslosigkeit. Ich hoffe, Sie konnten ein paar Leser damit anstecken. Denn sie hilft, Augen zu öffnen.
Eine Israelin, eine Slowenin und eine Deutsche kommen in eine Weinbar. Das ist nicht der Anfang eines Witzes, sondern ein Abend dreier erschöpfter Mütter.
Als der Shabbat zu Ende war, und wir anfingen die Kinder bettfertig zu machen, bekam ich eine Nachricht von einer Freundin, die im selben Haus lebt. Sie fragte nur kurz: „Wine tonight?“ Die Antwort „sure“ war überflüssig. Als Mutter zweier kleinen Kinder ist es fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden, dieses „wine tonight“. Wie neulich, als mal wieder ein Bild auf Facebook herumging: „Motherhood. Powered by love. Fueled by coffee. Sustained by wine.“ Natürlich ist es eine etwas überspitzte Darstellung, aber doch oft zutreffend.
Also riefen wir noch eine befreundete Nachbarin an und machten uns auf den Weg in die beste Weinbar der Stadt. Der Kellner war gleich interessiert, wo wir drei herkommen. Also sagte eine Freundin, sie wäre Israelin, ich gab zu aus Deutschland zu kommen und die zweite Freundin sagte, sie komme aus Slowenien. Er war offensichtlich überrascht über diese Kombination, prahlte gleich, dass er einen berühmten slowenischen Fußballer kennt und nahm unsere Bestellung entgegen.
Hauptsächlich gab es viel guten Wein und Gespräche über alle möglichen Themen. Wir sprachen über Politik, über unsere Kinder, über Männer und was sonst noch im Leben los ist. Auch über meinen anstehenden 30ten Geburtstag. AAAAAAAHHHHH!!!
Wir versuchten auch unserer slowenischen Freundin, die kein Wort Hebräisch spricht, das ursprünglich arabische Wort „Yalla“ zu erklären. Dabei machte ich ihr klar, dass es ihr sowieso niemand abnehmen würde, da sie dafür zu europäisch sei, also zurückhaltend. Für „Yalla“ braucht man Temperament. „YALLA!“ Mit diesem israelischen Temperament kommen nicht alle, die herkommen, zurecht. Dabei ist es so ehrlich. Wenn dich jemand mag, wird der- oder diejenige alles mögliche für dich tun. Wenn nicht, spürst du es jedoch deutlich. Ich finde diese Art super. So weiss man sofort, woran man ist und muss sich nicht fragen, ob etwas ernst gemeint ist oder nicht.
Zurück zu uns Müttern! Solche schönen Abende mit Freunden sind ein Muss für Eltern. Nach einer anstrengenden Woche, in der man Tag und Nacht Verantwortung hat, tut es echt gut, mal zu entspannen, was zu trinken, sich alles mögliche und unmögliche von der Seele zu reden.
Also liebe Mütter, schnappt euch Großeltern oder Ehemann als Babysitter und lasst es euch ab und zu mal gut gehen. Ich wünsche euch nur nicht, dass euch dann die Kinder um 3 Uhr Nachts wieder wecken… so wie meine.
„A gute woch“ oder „shavua tov“ wünscht man sich, wenn der Shabbat vorbei ist. Doch diese Woche wünschten wir uns eine sichere Woche. Während mein Mann am Samstag Nachmittag in der Synagoge zum Nachmittags- und Abendgebet war, war ich mit den Kindern am aufwachen nach dem Mittagsschlaf, oder auch Schabbesschluf genannt. Wir spielten, lasen ein Buch über Tiere, die fröhlich, bockig und ängstlich sind. Ich ahnte jedoch nicht, dass mich dieses Gefühlschaos auch erwartet.
Die Uhr zeigte auf 17:20. Da sagte ich zu meinem Älteren: „nun ist Shabbat zu Ende“. Er entgegnete: „jetzt kann ich Jeep gucken!“, ein Zeichentrick mit Autos mit großen Rädern. Ich habe schon erwartet, dass dieser Satz kommt. Da wir den Schabbat einhalten, weiss er, dass wir an diesem Tag kein Telefon, Computer etc. benutzen.
Ich holte als erstes mein Handy, um zu schauen, ob wir was wichtiges verpasst haben. Ich sah mehrere Anrufe von Freunden und Nachbarn, alle etwa zum selben Zeitpunkt und wunderte mich, warum sie uns zum Henker am Schabbat anrufen?!
Also rief ich zurück und erfuhr, dass es einen Terroranschlag in Ra’anana gab, keinen Kilometer von unserem Haus entfernt. Der 20-Jährige Attentäter, der sich illegal aus dem Westjordanland nach Israel eingeschleust hat, kam mit einem Komplizen hierher und stach auf der Strasse auf mehrere Menschen ein und verletzte drei von ihnen.
Meine Nachbarin, die im Sommer aus Slovenien nach Israel kam, weil ihr Mann hier nun in der ersten israelischen Fussball Liga für Hapoel Ra’anana spielt, kam vorbei. Sie erzählte mir, dass sie kurz vor dem Anschlag im Park mit ihrer zweijährigen Tochter war und jetzt sehr ängstlich und verunsichert ist.
Ich kann ihre Sorge natürlich teilen. Doch für uns ist es Alltag. In Israel ist das Alltag. Seit fast 70 Jahren gibt es in Israel Anschläge. Als wir vor fünf Jahren nach Israel zogen, war uns das klar. Meine Sorgen ist jedoch eine andere. Wie die meisten Israelis hoffe ich, dass es endlich Frieden gibt mit den Palästinensern im Westjordanland und Gaza.
Aber die neuste Umfrage zu den Messerattacken seit diesem Sommer zeigt, dass sich zwei Drittel der Palästinenser diese Angriffe auf Israelis gutheissen.
Wie sollen wir unter solchen Voraussetzungen eine Lösung für den Konflikt finden?
Hapoel Ra’anana hat heute 1:0 gegen Bnei Sakin, den einzigen arabischen Club in der israelischen Liga, gewonnen. Der Mann meiner Nachbarin hat mitgespielt.