Berlin: Warum nur so zaghaft informieren? 2. Teil

Der Verdächtige, auf den die Beschreibung aus dem letzten Beitrag passt, die auch von Tagesschau und Tagesthemen verbreitet wurde, war wohl doch nicht der Täter. Der Pakistaner wurde inzwischen auch wieder auf freien Fuss gesetzt. Das erinnert uns daran, dass bis eine Information gesichert ist, manchmal viel Zeit ins Land gehen kann, selbst bei auf den ersten Blick eindeutigen Indizien. Doch wer daraus schliesst, man darf nichts berichten und muss den Stand der Ermittlungen verschweigen, bis es gesicherte Erkenntnisse gibt, lebt in der falschen Epoche. Wenn in Zeiten von Social Media schon so viele andere Quellen, ob nun vertrauenswürdig oder nicht, Informationen verbreiten, dann wird das Schweigen für ein Leitmedium zu einer Aussage. Die übermässige Vorsicht der Tagesschau hat auch sie nicht davor bewahrt, einen falschen Verdächtigen zu präsentieren. Aber das Gute an der Reichweite solcher Medien ist: Sie können effektiv richtigstellen, wenn sie falsch berichtet haben. Kleinere Medien werden mit ihren einzelnen Nachrichten schnipselweise in Online-Posts auf Facebook, Twitter und Co. verteilt und bleiben ohne Chance, alle Leser einer Nachricht auch mit einer Richtigstellung zu erreichen.

Es dauert wohl noch ein wenig, bis diese Erkenntnis bei der Tagesschau angekommen ist.

Berlin: Warum nur so zaghaft informieren?

Ingo Zamperoni von den Tagesthemen in der ARD hatte gestern Abend wirklich keinen leichten Job. Er musste durch eine Livesendung führen mit Live-Schalten zu Leuten, die im Grunde genommen meistens keine neuen Informationen hatten. Und er selbst hatte auch kaum Neuigkeiten zu verbreiten. Trotzdem musste er reden und reden und reden.

Ingo hatte einen schweren Job gestern Abend

Nach dem Anschlag in Berlin auf dem Breitscheidplatz gestern Abend war relativ schnell klar:

  • Es gab viele Tote und Verletzte
  • Das Tatwerkzeug war ein Sattelschlepper
  • Der Fahrer war flüchtig und wurde gefasst

Eigentlich war dadurch deutlich, dass es sich nicht um einen Unfall handelte sondern um eine absichtlich herbeigeführte Tat. Technisches Versagen der Bremsen kann ohne Betrachtung des Fahrzeuges ausgeschlossen werden. Ich selbst habe eine LKW-Führerschein und der Hauptunterschied zwischen einem Auto und einem LKW ist das Bremssystem: Ist es kaputt, blockieren die Räder beim LKW während ein PKW nicht mehr bremsen kann.

Trotzdem betonte Ingo gebetsmühlenartig immer und immer wieder, dass man nichts genaues weiss. Und das stimmte einfach nicht. Die Polizei wollte nur nichts sagen.

Der Täter war nach einer gefühlten halben Stunde gefasst. Eine Täterbeschreibung hätte also vorliegen können, eventuell sogar die Identität und die Herkunft, die in diesem Fall durchaus für die Tat relevant ist. Wäre das nicht so, würde die ARD heute nicht berichten, dass es sich im einen Pakistaner handelt.

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Die Motivation des Täters ist bis heute unklar, auch wenn sich ISIS bereits bekannt haben soll für den Anschlag. Die würden sich aber auch für einen Ladendiebstahl in einem koscheren Supermarkt bekennen. Aber folgendes war auch sofort klar:

  • Es war ein Anschlag
  • Es war kein Amoklauf
  • Es war kein Unfall

Es ist mir unverständlich, warum die Polizei und die Medien so herumgeeiert haben, so um den heissen Brei geredet haben. Das führte zu Spekulationen, die schlimmer als die Wahrheit sind, die irgendwann sowieso rauskommt.

Hier in Israel gibt es nach einem Unglück meist nach spätestens 30 Minuten eine Einschätzung der Polizei, ob es sich um einen Terroranschlag gehandelt hat oder nicht und wenn ja, eine Beschreibung und den Wohnort des Täters. Das beruhigt die Menschen, da sie glauben, die Polizei macht ihre Arbeit und hat die Situation jetzt unter Kontrolle.

Und bis die Meldung kommt, hoffen alle, dass es „nur“ ein Unfall war. Und das ist der Unterschied zu Deutschland:

Nichts wird gesagt und alle hoffen, es war ein Anschlag. Denn dann können sie sagen: „Ich habe es doch gewusst, lange bevor die Lügenpresse es zugegeben hat“.