Deutsch-Holländische Eulen in Akko

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Eulen nach Athen tragen! An dieses Sprichwort musste ich denken, als ich einem Mann begegnete, der zufällig neben mir im Flieger sass.owl

Die Eulen, die der Spruch meint, sind gar keine Tiere, sondern Münzen mit einem geprägten Vogel. Daher passt es sogar doppelt. Aber von vorne:

Ich sitze also im Flugzeug von Tel Aviv nach Zürich und neben mir sitzt ein etwas rundlicher Mann mit hohem Haaransatz, nur wenig älter als ich. An seinem Hals baumelt ein Goldkettchen mit Kreuz. Erst gegen Ende des Fluges kommen wir kurz ins Gespräch. Ich fragte ihn, was er in Israel gemacht hat, einfach um des Smalltalks willen.

Er sagte, er hätte eine Begegnung von Juden, Muslimen und Christen in einem Örtchen nördlich von Akko organisiert. Das Treffen wäre von Deutschland und Holland finanziert.

Kaum hatte er seinen Satz zuende gesprochen, musste ich laut loslachen (ja, im Flieger). Deutsch-Holländisches Geld dafür, dass sich Juden, Araber und Christen treffen? Ausgerechnet in Israel? Dem einzigen Land, das allen drei Religionen heilig ist? In dem alle drei Konfessionen wie selbstverständlich nebeneinander und miteinander leben? Das ist doch zum Schieflachen! Das Programm gäbe es doch schon viele, viele Jahre, entschuldigt sich der nette Mann peinlich berührt.

Die Eulen, die er aus Deutschem und Holländischem Geldsäckel mitgebracht hat, freuen die israelische Tourismusindustrie bestimmt. Daher will ich mich gar nicht beschweren. Und der Mann hat bezahlten Urlaub gemacht in einem der schönsten Mittelmeerländer mit Temperaturen im März, die dieses Jahr teilweise bis 30° C reichten. Win-Win, sagt man dazu.

Dennoch, das Geld wäre in Deutschland wohl besser angelegt. Wann immer ich einem Fremden in Deutschland sage, dass ich aus Israel stamme, sei es ein Taxifahrer oder ein Barmann im Café oder ein Passant auf der Strasse, entwickeln sich sofort interessante, manchmal auch peinliche Gespräche. „Ihr seid doch alle reich“, mutmasste letzte Woche etwa ein gemütlicher Biodeutscher in Düsseldorf, der sein Taxi zum Ziel meiner Wahl führte. Es gibt offenbar einen großen Begegnungs- und Gesprächsbedarf zwischen diesen Gruppen in Deutschland.

Aber nein, investiert wird lieber in Israel. Denn den Nahostkonflikt zu lösen oder zumindest dabei geholfen zu haben, ist den Deutschen ein Herzensangelegenheit. Sie können so das eigene geschichtliche Verbrechen wiedergutmachen, ja mit etwas Glück gar vergessen machen, wenn sie dem Israeli erklären, was Dialog der Kulturen ist und wie er funktioniert. Selber machen ist ja viel zu anstrengend, wenn auch heute nötiger denn je!

Nur was die Holländer geritten hat, so einen Quatsch zu finanzieren, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

23 Gedanken zu “Deutsch-Holländische Eulen in Akko

  1. Wieso Quatsch? Natürlich kann man die Ironie verstehen, jedoch ist es ja in Israel oftmals so, dass vor allem Kinder und Jugendliche und auch teils noch Erwachsenene mit den anderen religiösen Gruppen ziemlich wenig zu tun haben. Kindergärten und Schulen sind ja meist getrennt. Jüdische Kinder besuchen andere Schulen als arabische Gleichaltrige. Gemischte Klassen gibt es doch eher selten. Ich denke, das solche Treffen positiv zu bewerten sind, um vor Ort Vorurteile abzubauen. Gesprächsstoff gibt es allemal…

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    1. „um vor Ort Vorurteile abzubauen“

      Meinegüte, woran liegt es nur?, an zuviel Holländern oder an noch zuvielerem Geld?, nein esliegt mehr am unsauberen Denken, und vor Allem liegt’s am um Vorurteile Abbauen, und zwar nicht am, sondern vor dem Ort, weil’s mit den Vorurteilen und besonders mit dem Abbauen ja ohnehin nie was werden wird. Also bleibt man wie der Ochs vorm Berg und baut ab. Während man es zuviel bezahlt.
      Also was auch immer.

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  2. Nunjaaaa ……. hmmmm …. ich rechne dem Herrn immerhin eine große Portion guten Willen zu, und das ist ja meistens schon die halbe Miete. In einem aber wäre ein kleines bisschen Recherche nett gewesen: die Eule steht in der arabischen Welt für einige eher für den Vogel, der Pech und Unglück, manchmal gar Böses bringt. Nicht überall ist die Eule positiv besetzt. Mir wäre der Herr allerdings sympathisch – nichts geht über Dialoge. Wer spricht, schießt nicht und hasst nur selten.

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    1. Er spricht jedoch nicht; er lässt sprechen, auf teuer idealistische, jedoch sinnlose Art und Weise.

      Und die Eule in der arabischen Welt? Wer will wissen, wofür Eulen, Mäuse und Juden in der arabischen Welt stehen?

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      1. Entschuldigung …. ich vergaß. Selbstverständlich sind uns nur unsere eigenen Symbole interessant – alles andere ist ja per definitionem rückständiger Blödsinn. Und auf den kann, muss man sogar völlig verzichten, wenn man sich mit anderen Kulturvertretern in einen Dialog begeben will. Die sollen sich gefälligst mit UNSEREN Symbolen befassen. Das sind die Besseren. Klar.

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      2. Und was hat denn nun Ihre arabische Lieblingseule im Zusammenhang mit der Redensart verloren, dass jemand Eulen nach Athen trägt?
        Waren in Athen Araber?
        Verstanden die Eulen arabisches Gekrächz?

        P.S.
        Zu Ihrer Insinuation wegen Kultur und Dialog: Nein, Offiziell-Mohammedaner sind nun mal keine Kulturvertreter (so wie Eskimos, Chossiden, Pfälzer oder Mexikaner welche sind), mit denen man sich (als Pfälzer, Chossid usf.) in einen Dialog begeben könnte.
        Warum nicht: Man kann als zivilisierter Mensch nun mal mit niemandem verhandeln, der Takia (die Zwecklüge) als Gewohnheitstaktik des Gesprächs anwedet.
        So, wie Sie ja auch nicht Zwecks Hosenkaufs in einen Hosenladen gehen, in dem man Sie planmäßig übers Ohr zu hauen versucht.

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      1. Für mich ist kaum etwas wirklich sinnlos, was in einem gewaltgeschüttelten Land, in welchem sich just jetzt gerade Muslime, Christen und Juden gegenseitig die Schädel einschlagen, zu Dialogen führen kann. Wenn der Autor behauptet, es würden angeblich alle Konfessionen friedlich zusammenleben, dann frage ich mich, woher die ganzen und erregt diskutierten „body-counts“ wohl herkommen. Wir reden zwischenzeitlich von Hunderten von Toten – und jeder einzelne von ihnen ist durch bizarre und kranke Ideen ums Leben gebracht worden. Die Weltgemeinschaft hat bisher sehr viele Ideen versucht, das Sterben und Massakrieren zum Halt zu bringen – geholfen hat es kaum etwas.

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        1. Von friedlich war nie die Rede im Artikel, sondern von nebeneinander und miteinander. Abgesehen davon ist das Zusammenleben mit meinen arabischen Mitbürgern im Alltag durchaus friedlich, egal was die Nachrichten sagen.

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      2. Der Echsenwütige schreibt übrigens solche dicken Unwahrheiten, dass man die schon Zwecklügen nennen könnte, nicht?

        In jenem krisengeschüttelten Land stechen ausschließlich Mohämmedaner die Juden zu Tode, und wenn sie mal keinen Juden finden, terrorisieren sie die heimischen arabischen Christen.
        Da ist NICHTS paritätisch.
        Ach pardon!, jetzt mach ich mir den Echsenwütigen wohl glatt zum Feind, weil ich Unterschiede ziehe. Er als Vertreter der Wahrheit (the truth!) hingegen weiß genau, dass Juden Terroristen sind.

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      3. @ Aristobulus:
        Dann sind Sie doch bitte so gütig und werfen mir einmal eine KONKRETE „dicke Unwahrheit“ vor …. ich nehme dann gern mit entsprechenden Belegen Stellung dazu. Aber da wird nichts mehr (von Ihnen) kommen, da bin ich sehr, sehr sicher. Sie würden einfach nicht wollen, dass ich Sie mit Material aus allgemein akzeptierten, neutralen Quellen zuwerfen könnte, dass Sie nicht einfach vom Tisch gewischt bekommen. Mit Ihrer Aussage zu behaupteten „Unwahrheiten“ schützen Sie einfach nur sich selbst.

        @ Eliyah:
        Die internationale Wahrnehmung ist allerdings eine völlig andere. Die Toten SIND tot, es SIND Hunderte – und sie sind KEINE Presseente. Es hat da mal eine Zeit in Europa gegeben, in der etliche Vertreter eines Unrechtsstaats selbigem mit ähnlich klingenden Aussagen noch die Stange gehalten haben, als die ersten Tausenden schon umgebracht worden waren. Irgendwie kann ich auf Basis belastbarer Nachrichten und Informationen leider keineswegs erkennen, dass es ein unbelastetes Miteinander in Israel gäbe. Aber vielleicht sind all die Toten gar nicht tot und die Welt bildet sich das alles nur ein?

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        1. Interessant, was Du aus meinem Post herausliest. Zur Klarstellung: Das Verhältnis von Juden und Arabern in Israel ist in keinem Fall unbelastet, das habe ich nie behauptet. Die Nachrichten über Tote und Verletzte sind auch keine Enten, es ist eher so, dass nur ein Teil der Angriffe überhaupt vermeldet werden, nämlich der Teil, in dem auch Araber zu Schaden gekommen sind und nicht „nur“ Juden.
          Das ändert aber nichts daran, dass es daneben auch einen Alltag gibt, der gut funktioniert. Mein Sohn wurde von einem arabischen Arzt gerettet, als er in die Notaufnahme kam. Bei beiden Geburten meiner Söhne spielten arabische Ärzte zentrale Rollen, wenn ich einkaufen gehe, werde ich oft von Arabern bedient und Arbeitskollegen sind Araber. Dieses Zusammenleben funktioniert wunderbar.
          Es gibt eben nicht nur schwarz und weiss. Und überhaupt gibt es mehr weiss: 77% der hier lebenden Araber wollen in keinem anderen Land der Welt lieber leben. Sie sind also Zionisten, wenn man so will. Und in keinem Land der Welt gibt es mehr Araber, die Juden als gleichwertige (Mit-)Menschen betrachten und nicht als Schweine und Affen oder zumindest als schlechter als sie selbst.

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      4. @ Eliyah:
        Vielen Dank für die Richtigstellung – ich meine das ernst. Was Sie sagen, entspricht einer wünschenswerten Haltung, für die ich mir eine weltweite Plattform wünschen würde. Ja, es ist richtig: viel zu viele Muslime bzw. Araber hängen einem verhetzten und vollkommen schrägen, von Gewalt gezeichneten Bild über Juden an. Das ist ja gerade der springende Punkt für mich: im Grunde würde eine nüchtern ausgeprägte Dialogführung wirklich wichtig, die die Differenzen produktiv bearbeiten kann. Wir müssen gemeinsam gegen Extremismus auch in den eigenen Reihen kämpfen.
        Wissen Sie, ich habe einen jüdischen Hausarzt und trotz chronischen Zeitmangels unterhalten wir uns jedesmal auch intensiver. Wir amüsieren uns prächtig über die eigentlich verschwindend geringen Unterschiede zwischen unseren Religionen; bei meinem letzten Besuch berichtete er mir von der Bedrückung, die er kürzlich bei seinem Israelbesuch in Jerusalem empfand. Ich finde, dass wir zwei eine sehr gesunde Haltung haben; wir lachen viel mit- und übereinander und weigern uns kategorisch, Ressentiments gegeneinander zu haben – weil wir sie als geradezu idiotisch empfänden. Ich erzähle ihm von Streitgesprächen, die ich mit Muslimen führe, wenn sie wieder einmal seufzend mit „Jaja. Die Juden …. “ anfangen, was ich nicht gut aushalte.
        Wir sehen uns Rücken an Rücken und wissen, dass wir nur allzuviel gemeinsame Feinde haben, die uns BEIDEN am liebsten an den Kragen wollen.
        Ich erweise Ihnen Respekt, wenn Sie sich einem ähnlich ausgeprägten Gedanken anschließen und von sich aus eher Frieden als Hass umsetzen bzw. verbreiten. Damit wären Sie eine Chance mehr, vielleicht doch irgendwann mal (wieder) zum Frieden zwischen unseren Religionen zu gelangen.

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      5. Es gab mohammedanischerseits noch nie Frieden mit den Juden: Nicht im Sinne des Begriffs „Frieden“, wie Homer, Leibniz, Kant, Garibaldi, Ben-Gurion, Netanyahu ihn verstehen.
        Hingegen „Frieden“ im mohämmedanischen Sinne bedeutet Waffenstillstand (arabisch: Hudna), weil man selber zu schwach ist, um weiterzukämpfen. Wobei der endgültige mohämmische Frieden noch viel weiter von „Hudna“ entfernt ist: Er bedeutet Unterwerfung der Welt unter die Scharia.

        Aus diesem Grund, weil keine einzige mohammedanische Gemeinschaft einen klaren und fairen Begriff vom Frieden hat, sondern weil es da ständig um Unterwerfung und um’s Unterworfensein geht, funktionieren all diese mohammedanischen Gesellschaften nicht.

        Freilich lässt sich mit einzelnen Mohammedanern recht gute Nachbarschaft pflegen, Eliyah hat es festgestellt. Nette Privatgespräche über dies und das ändern jedoch nichts an ubiquitären Clanstrukturen und erst Recht nichts an der Scharia.

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    1. Ach wenn das deutsche Vorurteile-Verfeuern bloß nicht immer so viel Feinstaub machen tät‘.
      Leider staubt’s dabei noch viel mehr als bei Frau Holles schon unerträglichem Großreinemachen.

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  3. Grad finde ich ein Gedicht von Charles Perrault (1628-1703), das bestens ausdrückt, wie der Westen gemeinsam mit dem Judentum Entwicklung von je her empfindet und verwirklicht.
    (In mohämmedanischen Gesellschaften gab und gibt es das nicht: Da ist alles-alles seit dem Propheten Möhämme vollendeter als vollendet, und Kritik bedeutet Sakrileg.)

    À former les esprits comme à former les corps,
    La nature en tout temps fait les mêmes efforts ;
    Son être est immuable, et cette force aisée
    Dont elle produit tout ne s’est point épuisée :
    Jamais l’astre du jour qu’aujourd’hui nous voyons
    N’eut le front couronné de plus brillants rayons ;
    Jamais dans le printemps les roses empourprées
    D’un plus vif incarnat ne furent colorées.

    De cette même main les forces infinies
    Produisent en tout temps de semblables génies.

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      1. Done.
        (Wobei die einfache Klarheit Perraults kaum analog ins deutsche Gereimte zu übertragen ist, nicht?)

        Zur Formung der Geister und Körper, laufend durch Zeiten,
        müht sich der Kosmos durch stetes Bereiten;
        Sein Dasein, so endlos an reicher und reicherer Letzung
        schöpft leichtend aus niemals versiegender Bessrung:
        Noch nie hat der Tagstern, der heute uns scheinet,
        die Krone der Strahlen verhüllt, gar verneinet!;
        noch nie glänzten im Frühling die Rosen, die purpurn erblühn,
        mit mehr Leben und Streben im sonnigen Glühn.

        Aus selbiger Hand schöpfen unendliche Kräfte
        allzeit und immer die besten der Köpfe.

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      2. Racine und Boileau haben sich über Perrault daraufhin wütend lustig gemacht, weil sie meinten, dass Selbstlob (das Lob der Gegenwart zu Ungunsten der Antike) nur demjenigen ein Bein stelle, der das selber so versuche. Woraufhin Perrault dieses schrieb:

        L’aimable dispute où nous nous amusons
        Passera, sans finir, jusqu’aux races futures ;
        Nous dirons toujours des raisons,
        Ils diront toujours des injures.

        Ich übersetz es mal:

        Das nette Gespräch, in dem wir uns winden,
        geht zweifellos noch Jahrhunderte weiter;
        Wir argumentieren gerne mit Gründen.
        Und jene fluchen verbittert, nicht heiter.

        Ach ja, so isses! Auch heut noch behaupten Kulturpessimisten und Mohämmer, dass irgendwann irgendwer die Dinge vollendet habe, und sie giften sich verbiestert gegen jene, die das gelassener sehen und meinen, dass irgend ein Prophet oder irgend ein heiiges Buch durchaus nicht das Ende der Zeiten eingeläutet habe.

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